es dort schon Frühling und warm sei. Wie denken Sie darüber?“
Zenon wiederholte völlig unwillkürlich die Worte Daisys, die er erst vorhin gehört hatte:
„Und schon sehe ich Orangenhaine, schon leuchtet das blaue Meer.“
Ada wunderte sich über den fremden, sehnsüchtigen Tonfall seiner Stimme.
„Es fiel mir ein altes Gedicht ein!“ sagte er schnell, da er ihre mißtrauischen Augen sah; er nahm einen anderen Ton an und begann sie heiß zu einer Reise nach dem Süden zu überreden.
„Aber auch Sie fahren mit!“ so drängte sie ihn an die Wand.
Er versprach es ohne Zögern, denn in diesem Augenblicke wünschte er es mit aller Kraft.
„Betsy sagte heute, sie verzichteten völlig auf eine Reise nach dem Festland. Sie erklärte diesen plötzlichen Umschlag mit der Krankheit des Vaters, aber es muß etwas vorgekommen sein bei ihnen. Sie ist jeden Tag trauriger! Sie tut mir sehr leid.“
„Sie hat ein schweres Leben. Die Tanten sind kaum zu ertragen.“
„Sie grämt sich jetzt über den Zustand ihres Bruders. Aus dem, was sie andeutet, entnehme ich, daß sie befürchten, er könnte den Verstand verlieren. Ist das möglich? Sie kennen ihn doch gut …“
„Es ist schwer, etwas vorauszusehen, aber er befaßt sich mit Dingen, die oft genug zum Wahnsinn führen …“
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 285. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/285&oldid=- (Version vom 1.8.2018)