Ada schaute jeden Augenblick bei der Kleinen nach, und Heinrich, vergrämt und geschwächt, seufzte nur, seine erschrockenen Augen glitten von einem zum anderen.
„Wanda hat mir alles erzählt, sogar das von ihrem Spitz! Ich kann nicht klug daraus werden. Sie ist bei Bewußtsein, klar, sich ihres Zustandes völlig bewußt, und erzählt mit tiefstem Glauben unmögliche Dinge … Ja, vielleicht ist das eine Art Autosuggestion. Ich verstehe nichts davon.“
„Mir ist es ganz klar. Ich sagte es Ihnen ja …“
„Ja, aber die rothaarige Unbekannte und ihre bösen, verhexenden Augen sind keine Tatsachen, sondern nur Vermutungen von Ihnen.“
„Es kann sein. Und doch lastet etwas Geheimnisvolles auf uns … Ich fühle ihren bösen Einfluß … Aber von wo naht das Unglück? Wen stört unser stilles Dasein? Das quält mich furchtbar.“
„Wenn es so ist, wie Sie denken, dann muß es unenträtselt bleiben.“
„Vor allem muß man diese böse, nichtswürdige Gewalt überwinden.“
„Ich werde morgen einen Arzt mitbringen, der sich mit Hypnotismus beschäftigt.“
„Für Wanda wäre es das beste, wenn wir nach Hause zurückkehrten,“ bemerkte Heinrich schüchtern.
„Auch ich fühle mich hier bedeutend schlechter, London bekommt uns nicht gut.“
„Der Arzt riet zu einer Reise nach dem Süden. Mir schrieb gestern eine Bekannte aus Sorrent, daß
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 284. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/284&oldid=- (Version vom 1.8.2018)