Dort versammeln sich seine Getreuen, dort ist Miß Daisy wahrscheinlich seine Priesterin!“
„Sie ist Meisterin des vollkommenen Dreiecks! So sagte wenigstens Mr. Smith.“
„Wenn nicht das ‚Lamm‘ selbst,“ fügte Yoe halblaut hinzu, während er sich mißtrauisch in der Menge umsah, die zugleich mit ihnen die Station verließ.
„Wo ist diese Loge?“
„Man sagt: in der Umgegend von London, in irgendeiner alten Kirche.“
„Ich war ja dort!“ rief Zenon, der sich für einen Augenblick an die phantastischen Szenen in den unterirdischen Gewölben erinnerte.
„Du warst dort, hast es gesehen?“ fragte Yoe in tiefstem Staunen, zog Zenon aus der Menge hinaus unter ein Schaufenster und sog sich an ihm mit den Augen fest.
„Ja. Aber weißt du: ich erinnere mich an nichts mehr. Es muß mir nur so vorgekommen sein, denn jetzt, in diesem Augenblick – kann ich mich, bei Gott, an nichts mehr erinnern …“
„Erinnere dich nur! Die unterirdischen Gewölbe einer Kirche … Alte Grabkammern … Nacht … Eine prunkhafte Zeremonie … Baphomet … Daisy …“ sagte ihm Yoe mit Nachdruck vor …
„Leider, ich kann nicht … Etwas blitzte in meinem Hirn auf und versank wieder, wie ein Stein im Ozean … Warte einmal … Unterirdische Gewölbe? Sofort … Nein, nein, mir war bloß das Kellergewölbe des Exzentrikklubs eingefallen! Unsinn! Eine Augenblicksillusion! Wovon sprachen wir doch nur?“
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 254. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/254&oldid=- (Version vom 1.8.2018)