Zenon lachte trocken und spöttisch auf.
„Ich bin nüchtern geworden! Ich fühle mich gesund, schlafe ausgezeichnet, habe Appetit, arbeite vorzüglich, bekümmere mich um nichts, – das ist das ganze Geheimnis meines Zustandes. Weißt du, ich fühle mich bis zu dem Grade wohl, daß ich mich endlich entschlossen habe, unsere Pension zu verlassen!“
„Ich habe bereits davon gehört. Man sagt, Mrs. Tracy habe Mr. Smith damit betraut, dich zum Bleiben zu veranlassen.“
„Ein amüsanter Mensch! Du ahnst nicht, was er mir von dir gesagt hat!“
„Er hat sich wohl darüber beklagt, daß ich aus der Loge ausgetreten bin!“
„Auch davon war die Rede, doch er sagte mir mit tiefem Bedauern und tiefer Furcht, du wärest ein Anbeter der Miß Daisy geworden, und Ihr beide dientet dem Baphomet. Ja, richtig, und du wärest irgendeiner Palladinischen Loge beigetreten!“
„Das ist nicht wahr, ich gebe dir mein Ehrenwort darauf!“ rief Yoe heftig. „Ich sollte mit ihnen gehen? Ich im Dienste Baphomets und dieses höllischen Vampirs? Was für eine abscheuliche Erfindung!“ Er schüttelte sich gleichsam vor Ekel oder Furcht.
„Verzeih mir diese ganz unbeabsichtigte Unannehmlichkeit! Er sprach davon zu mir ohne jeden Vorbehalt, darum wiederholte ich es dir ganz offen.“
„Nur ein geiler Kretin kann derartig nichtswürdige Assoziationen haben.“
„Was ist denn das, diese Palladinische Loge?“
„Ein Tempel, der dem Satanskultus geweiht ist!
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/253&oldid=- (Version vom 1.8.2018)