und zu verderben, die unsagbare Wonne des Ersterbens berge.
„Aber vielleicht träume ich nur, vielleicht ist alles nur Halluzination?“ Er wurde wankend bei diesem plötzlich aufsteigenden Zweifel.
Durch die Fenster schaute der traurige, verregnete Tag herein, das Chaos der Stadt, die ganz in Strömen von Wasser, die unaufhörlich herabflossen, und im Nebel versunken war.
Plötzlich schaute er zum Spiegel hin, dessen leblose Fläche grau schimmerte und das ganze Zimmer und sein Gesicht widerspiegelte, das sonderbar blaß und verändert war.
„Aber bin das denn ich?“ Er kam sich so unfaßbar anders vor, so furchtbar fremd und unbekannt, daß er in ratloser Angst zurückwich.
„Ich bin doch da! Ich sehe, ich fühle es, ich überzeuge mich davon!“ dachte er, während er verschiedene Gegenstände berührte; er spürte die Kühle der Bronzen, die Weichheit der seidenen Überzüge, er unterschied Farben und Formen, er bemerkte die Unterschiede; und dadurch ein wenig beruhigt setzte er sich an das Klavier. Doch er war nicht imstande, seiner Herr zu werden, denn unter seinen Fingern hervor ertönten gleichsam stammelnde, verworrene Schreie. Er schlug die Tasten mit Kraft an, daß das Klavier ächzte, und es floß eine wilde Melodie dahin, die dem Stöhnen und Kichern rasender Tobsüchtiger glich.
„Ich bin heiter und glücklich, und doch weint etwas in mir, etwas ängstigt sich, aber was ist es? Was?“ fragte er hartnäckig und warf sich, da er keine Antwort
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/194&oldid=- (Version vom 1.8.2018)