Leben begann zu erstehen … Totes schien zu leben … Die Wände flüsterten … Die Bronzestatuen sangen traurig, – wie stöhnende Seelen, die um ihre körperlichen Awatare irren … Die harten Mahagonimöbel erhoben ihre sehnsüchtige Stimme … Und aus den auf dem Kamine liegenden Muscheln klang leise das sehnsüchtig traurige Rauschen ferner Meere, die sich in der Sonne badeten … Ein anderes Leben, das Leben jedweden Dinges, bebte in der Dunkelheit.
Im Schatten verbergen sich furchtbare Erscheinungen, die Nacht hat ihr ewiges Geheimnis.
Die Einsamkeit und die Stille enthüllen manchmal ihren unbekannten Schoß, alte Spiegel fangen zu plaudern an und zeigen, was sich einst in ihnen widerspiegelte.
Alles, was da ist, hat seine eigene Seele, dem Schweigen und dem Geheimnis angetraut.
Yoe saß immer noch da, in der äußersten, beinahe versteinerten Anspannung des Willens, er war nur noch ein Traum, der ihn außerhalb seiner selbst gebar …
Ihn hüllte das Schweigen langsam sterbender Stunden ein, er wußte von nichts, starr in die Tiefen des furchtbaren Verlangens schauend, seine zusammengekauerte Gestalt begann wie ein phosphoreszierendes Bild aus der Nacht emporzutauchen, er leuchtete, wie von einem bläulichen Schimmer übergossen, seine Augen glänzten wie erstarrte bläuliche Lichtstreifen … Und seine gekrümmten Finger, seine Haare, alle seine Gelenke strahlten einen leuchtenden Staub aus, er war ganz darin gebadet! Plötzlich erbebte er in sich
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/178&oldid=- (Version vom 1.8.2018)