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Seite:Reymont - Der Vampir.djvu/162

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Wahnsinn … Er wollte fliehen … Doch es umringten ihn die kalten, unbarmherzigen, nicht weichen wollenden Mauern, er wollte in plötzlicher wahnsinniger Angst schreien, doch die Stimme erstarrte in seiner Kehle, er begann mit den Fäusten gegen die durchsichtige glasartige Wand zu schlagen, doch sie gab nicht einmal ein Geräusch von sich, er verwundete nur schmerzlich seine Hände und seine Kniee und sank erschöpft hin.

Erst nach einiger Zeit erhob er den Kopf, die Wand leuchtete noch, ein monotoner, langgedehnter Gesang erscholl, merkwürdige Worte fielen schwer wie Blumen leise herab und verwoben sich mit einem feierlichen, gebetartigen, glühenden Flüstern:

„O Herr der Nacht und des Schweigens!“

„Sei mit uns,“ antwortete das Echo.

„O Herr der Furchtsamen und Bedrückten!“

Immer leidenschaftlicher schluchzten die Stimmen; Zenon erhob sich und preßte das Gesicht an die etwas geschwärzte Wand. Die Grotte war beinahe unsichtbar, Nacht erfüllte sie, nur in der Mitte leuchtete die Figur Baphomets wie ein im Fallen versteinerter Blitz, und die schwarze Bahre stand noch immer unter ihm, aus den Tiefen der Schatten drang langsam die feierliche, packende Psalmodie.

„Der du die Verdammten erlösen wirst.“

„Du Einziger,“ antwortete ein sterbendes Echo.

„Der du die Unterdrückten schützest.“

„Unsterbliche Rache.“

„Der du gleich bist an Macht.“

„Schmerzhafter Schatten.“

Empfohlene Zitierweise:
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/162&oldid=- (Version vom 1.8.2018)