Nacht verdunkelte Malereien sichtbar waren, und allerlei goldene Buchstaben, die geheimnisvollen Symbole des Feuers, des Wassers und der Luft, und in visionären Umrissen Ungeheuer, Tiere, angstverzerrte Larven, und alles dies kaum zu sehen in den blutroten Rauchwolken und in dieser purpurnen Dunkelheit.
Er sah sich um, konnte aber niemand erspähen und fühlte Entsetzen über diese tote Stille, die wie ein Grabstein auf seiner Seele lag; da spürte er, daß die Steintafel, auf der er stand, erbebte und langsam mit ihm hinabzugleiten begann, in einem kaum fühlbaren Sinken. Er rührte sich nicht, er zuckte nicht einmal zusammen, er schloß nur die Augen, denn die Angst würgte ihn und schüttelte ihn mit eisigen Schauern, doch bald kann er zur Besinnung, da er an eine Wand anstieß; völlige Nacht umhüllte ihn, er hatte keine Ahnung, wo er sei, in diesem Augenblick der Angst hatte er das Bewußtsein dessen verloren, was mit ihm geschehe. Er verstand nur soviel, daß er sich in einem niedrigen, schmalen Gang befand. Sich an den Wänden entlang tastend, fing er an, ohne Furcht gebückt vorwärts zu gehen.
Ein Chor von fernen, gedämpften und tiefen Stimmen, die dem Rauschen ersterbender Wellen an fernen Gestaden glichen, ertönte irgendwo vor ihm … schluchzte wie in einer dumpfen Leere … zitterte immer leiser und näher, näher; er eilte diesen traumhaften und unerklärlichen Tönen entgegen, voll Scheu und voller Neugier zugleich.
Der Gang hörte plötzlich an einer kalten und
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/157&oldid=- (Version vom 1.8.2018)