„Ihre Augen schleudern Blitze!“ Sie wendete sich ihm mit ihrem früheren Lächeln zu.
„Ungerechtigkeit verletzt am schmerzlichsten!“
„Sie war unbewußt, darum verwandelt sie sich in die Bitte um Verzeihung,“ sagte sie ganz leise und bittend.
Das Gewitter war vorüber, doch die frühere ungezwungene und heitere Stimmung kehrte nicht wieder. Sie saßen stumm, sogar Mrs. Tracy wußte nicht, wovon sie reden sollte.
Zenon aber ging hinaus. Er benutzte die Gelegenheit, daß die Professoren, mit dem Mahatma an der Spitze, in den Reading-Room übersiedelten; sie sprachen jetzt schon sehr laut und waren im besten Streiten begriffen. Doch Yoe war von Bartelet Court noch nicht zurück; es war noch ziemlich früh, noch nicht zehn Uhr, aber merkwürdig: Zenon hatte keine Lust, zu Betsy zu fahren, er fühlte sich unsagbar müde, die letzte Szene mit Daisy hatte ihm den Rest gegeben.
Indes er sich ihr merkwürdiges, ungleiches Verhalten ihm gegenüber vergegenwärtigte, diese ihre zuweilen eisige Gleichgültigkeit und dann wieder ihre beinahe aufmunternden Blicke, verlor er sich in ein Gefühl von Unsicherheit, in einen geheimnisvollen, beunruhigenden Nebel, der voll von Schatten war, die, kaum sichtbar, einen durch ihre Rätselhaftigkeit peinigten.
Er machte kein Licht in seiner Wohnung, er hatte keine Kraft zu irgendeiner bewußten Bewegung, er sank in einen Fauteuil und starrte in die trübe, schwärzliche Nacht hinaus, aus der nur der gelbliche Schimmer
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/148&oldid=- (Version vom 1.8.2018)