Zenon berührte ihn ziemlich ängstlich, denn das Tier trug keinen Maulkorb, und das grünrote Schillern seiner Augen war beunruhigend.
Daisy flüsterte Bagh zärtliche Worte zu, streichelte seinen Rücken und hatte sich bei dieser Bewegung so tief geneigt, daß Zenon mit seinen Lippen beinahe ihr bronzefarbenes Haar berührte, es streichelte sein Gesicht, gerade vor seinen Augen hatte er ihren weißen Hals, der aus dem Kragen hervortauchte, er umfing ihn mit einem Blicke, denn er wollte die Spuren der Geißelhiebe entdecken, aber der Panther knurrte drohend, und Daisy, die schnell zurückwich, bemerkte noch die Richtung seiner Blicke …
„Still, Bagh! – Er weiß alles … ahnt alles und ist bereit, für jedes Unrecht, das mir geschieht, Rache zu nehmen,“ sagte sie mit einem eisigen Lächeln, während sie ihre wilden, messerscharfen Augen in Zenon hineinbohrte.
Er verstand ihre Worte nicht, aber er fühlte, daß sie an ihn gerichtet waren, daß sie drohend warnten.
Er erhob sich mechanisch, tief berührt von ihrem Blick.
„Ich habe Sie nicht mit einem Worte beleidigt, Miß Daisy,“ flüsterte er demütig.
„Es gibt Blicke, die mehr beleidigen als die brutalsten Worte …“
„Vielleicht, wenn sie ein ängstlich gehütetes Geheimnis enthüllen …“ fügte er noch leiser hinzu.
„Oder wenn sie sich widerlich wie Schlangen herumwinden.“
„Das paßt auf mich nicht,“ sagte er streng und aufrichtig.
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/147&oldid=- (Version vom 1.8.2018)