„Ich werde gleich nach dem Essen hinfahren … Sie beunruhigt sich ganz unnötig … Wirst du mit mir fahren?“
„Ich weiß nicht; was hat der Mahatma denn da für ein Gefolge?“
„Es sind Professoren aus Eton und verschiedene Gelehrte,“ flüsterte Yoe, während er verstohlen auf einige alte Herren wies, die am Ende des Tisches um Guru herumsaßen.
„Es wird richtig ein platonisches Gastmahl,“ fügte er mit Nachdruck hinzu.
„Ja, Bileams Eselin wird eine prophetische Rede schwingen,“ warf Zenon ironisch hin.
„Du hast mir meine erste Frage noch nicht beantwortet?“
„Aber ich frage dich ja auch nach nichts … nach nichts.“
Der faszinierende Blick des Panthers reizte Zenon immer mehr, so daß er seine Wut nicht mehr zurückhalten konnte.
„Frage nur immerzu, ich verberge nichts vor dir,“ sagte Yoe sanft, über seinen mürrischen Ton verwundert.
„War auch Miß Daisy bei euch?“
„Wo? Ich verstehe nichts, sprich offen …“
„Nun damals, bei jener blutigen Zeremonie der Geißelung, – du wirst doch nicht bestreiten wollen … du wirst nicht etwa auch sagen, daß ich alles vergessen hätte,“ flüsterte Zenon hart, doch da er in Yoes weit aufgerissenen Augen nur aufrichtiges und tiefes Erstaunen las, brach er ab.
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/143&oldid=- (Version vom 1.8.2018)