war es nämlich leer, wie überall, nur durch die Scheiben schauten die Schatten der Bäume herein, und ferne Lichter spiegelten sich wie goldene Spinnweben im Glase.
Nach einer Weile erzitterten diese unerklärlichen Stimmen aufs neue, und gleichsam näher, deutlicher, wie ganz nahe bei ihm, so daß er entsetzt zurückwich, daß seine Kerze erlosch und ihn wieder Dunkelheit umfing; aber erst da merkte er, daß dieses gedämpfte, merkwürdige Geräusch von dem runden Zimmer herkam; er tastete sich nach der Tür und öffnete sie geräuschlos, aber noch war die Öffnung von einem dicken, schweren Vorhang verdeckt, und die Stimmen, mit denen sich Musikklänge verwoben, erschollen so nahe, daß er den Vorhang etwas hob und ein wenig hineinschaute; aber da erstarrte sein Blick, und er wich entsetzt zurück.
Er flüchtete geradezu in das Seancezimmer, zündete eine Zigarette an und preßte seine Stirn an die Fensterscheibe, um sich von seinem Entsetzen zu erholen.
„Ich sehe es wohl: das hier bin ich … ich fühle die Kühle … weiß, wo ich bin … ich muß doch bei Besinnung sein,“ überlegte er langsam, denn das, was er dort gesehen, hatte ihn mit wahnsinniger Furcht erfüllt.
„Ich sah es, aber das ist unmöglich … Ich habe es mir nur eingebildet … Als hätte mich jemand aufs Hirn geschlagen …“ dachte er ängstlich und konnte sich nur mit Mühe von diesem gleichsam im Wahnsinn Geträumten losmachen.
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/112&oldid=- (Version vom 1.8.2018)