Zenon bot ihm ziemlich unwillig einen Stuhl an.
„Ich komme gleich mit zwei Bitten zu Ihnen; aber wenn ich störe, dann will ich sofort wieder gehen, wenn es mir auch, offen gesagt, unsagbar unangenehm wäre, wenn ich mich dieser Bitten nicht gleich entledigen könnte; also …“
„O, ich bitte Sie, ich höre Sie mit Vergnügen an.“ Zenon wunderte sich jedoch über diese Einleitung, denn er kannte den Herrn lediglich vom Speisesaal her.
„Verzeihung!“ Mr. Smith stand plötzlich mit einer leisen Bewegung aus, näherte sich der bronzenen Psychestatue, die neben dem Schreibtische stand, setzte seinen Kneifer auf und begann zärtlich ihren wunderbar geformten Schenkel zu streicheln.
„Sie ist wunderbar, der höchste Ausdruck von Vergeistigung,“ flüsterte er, während er seine Hand voll Wohlbehagen über die keuschen, mädchenhaften Formen gleiten ließ.
„Also erstens: ich bitte Sie, Mr. Zenon, an un- unserer morgen stattfindenden Seance teilzunehmen,“ las er aus seinem Notizbuch vor, während er sich aus seinen alten Platz setzte.
„Ich bin überaus begierig, auch die zweite Angelegenheit zu vernehmen.“ Zenon zwang sich zur Höflichkeit.
„Verzeihung!“ Und wieder glitt der andre mit einer geduckten, katzenartigen Bewegung zu einer bronzenen Antinousstatuette, die in der Ecke auf dem Hintergrunde einer veilchenblauen seidenen Draperie stand.
Er streichelte wiederum ihre Hüften, knipste mit
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/103&oldid=- (Version vom 1.8.2018)