die Züge, schon erstarb die menschliche Gestalt, – bis auch die Blicke getrübt erloschen, als wären sie plötzlich in den Nebel untergetaucht; dann verschwanden sie, lösten sich in weißliche Stäubchen auf, die langsam erblichen.
Alles war zu Ende, wieder umfing die Menschen Nacht und Schweigen, doch niemand rührte sich von seinem Platze, die ohnmächtigen Herzen schlugen kaum, die Gedanken schleppten sich träge und ungern fort, erhoben sich wie aus der Lethargie der Verzückung und des Zaubers.
Ach, wieder das Leben, wieder die dumme Wirklichkeit, wieder derselbe Alltag, der Tag der nie endenwollenden Qual und der Sehnsucht, – wieder! …
Das dumpfe, ferne Brausen der Stadt schlug mit eintönigem Geräusch an die Fenster, der Regen trommelte an die Scheiben, und das Flämmchen in der Kristallkugel flackerte mit seinem grünlichen, geheimnisvollen Auge, wie die nie zu ergründende Sehnsucht, wie die Erinnerung an vergangene, nie wiederkehrende Dinge.
Erst nach geraumer Zeit hatte Yoe sich wieder in der Gewalt und machte Licht.
Die Tür zum runden Zimmer war geschlossen, Zenon aber saß eingeschläfert an seinem alten Platze vor dem Harmonium.
„Man sollte ihn wecken, – es wird ihn zu sehr erschöpfen.“
Doch ehe man dies getan, wachte er von selbst auf und erhob sich.
„Mir scheint, daß ich geschlafen habe,“ flüsterte er, seine Augen reibend.
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/020&oldid=- (Version vom 1.8.2018)