„Komm!“ rief er fester, langsam zurückweichend, doch ohne seinen Blick von ihr zu lassen …
Sie zuckte plötzlich und begann, als koste es sie viel Mühe, sich von dem Fußboden loszureißen, ihm nachzugleiten, mit steifen automatischen Bewegungen, in die Tiefe des benachbarten Zimmers hinein, das hell erleuchtet war … Niemand hatte sich während dieser Zeit bewegt, noch lauter geseufzt, noch auch nur gezuckt; alle Augen folgten ihr.
Mr. Yoe nahm sie bei der Hand und führte sie zu einem großen Sofa, das mitten im Zimmer stand; auf dieses fiel sie kraftlos hin.
„Kannst du sprechen?“ fragte er und neigte sich über sie.
„Ich kann …“
„Bist du Daisy selbst?“
„Frage nicht …!“
„Stört vielleicht jemand von uns?“
„Nein … Nein … Was könnte den Willen des ‚A‘ stören!“ sagte sie.
Sie sprach mit einer Stimme, die nicht ihre Stimme war, sondern fremd war und manchmal, als käme sie aus einem Grammophon, wie die Stimme einer Leiche; sie drang mit leblosem Geflüster direkt aus der Kehle hervor, denn Daisy bewegte ihre Lippen nicht, noch irgendeinen Muskel ihres Gesichts.
„Also dürfen alle im Zimmer bleiben?“ fragte Mr. Yoe wieder.
Sie antwortete nicht, sondern machte eine ungeduldige Bewegung, während sie die schweren Lider hob, so daß das Weiße der Augäpfel sichtbar wurde; ein
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/011&oldid=- (Version vom 1.8.2018)