Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Dritten Theils zweyte Abtheilung | |
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von Gefühlen nach, die mehr mit dem Herzen als mit der Imagination in Verbindung standen. Eine feinere Sinnlichkeit mischte sich mit ein. Man behielt aus den Ideen der Vorzeit nur dieß bey, daß der höchste Reitz der Geschlechtsverbindung in der Beschäftigung liege, die sie dem Geiste giebt: daß die Seele allein lieben könne, und daher allein der Liebe werth sey: daß diese die Freuden des Körpers hauptsächlich schätzbar mache: daß selbst in den Qualen unerhörter Liebe eine geheime Wollust liege: und daß endlich Treue, Aufopferung und Beständigkeit die einzigen zuverlässigen Beweise einer wahren und edlen Zärtlichkeit wären.
So erscheint die Liebe noch beym Guarini und Marino. Aber ihr Ausdruck hat sich schon wieder von der Natur entfernt, und den bald pomphaften, bald schmelzenden, und bald witzigen Ton angenommen, dessen Entstehung theils dem Bestreben, die Vorgänger an poetischem Schwunge und an tönender Sprache zu übertreffen, theils dem Einfluß der spanischen Litteratur zuzuschreiben ist.
Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Dritten Theils zweyte Abtheilung. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1798, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ramdohr-Venus_Urania-Band_3.2.djvu/231&oldid=- (Version vom 1.8.2018)