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Seite:Ramdohr-Venus Urania-Band 3.2.djvu/117

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durchschneidet, und sein gewaltiges Horn, könnten vielleicht allein dahin gerechnet werden. [1]

In diesem Romane finden wir nicht die geringste Spur von Galanterie. Es herrschen vielmehr darin Mönchsideen von dem Werthe der Enthaltsamkeit von aller Liebe zur Kreatur.

Es ist höchst wahrscheinlich, daß die Reihe von Romanen, wozu die Geschichte Karls des Großen den Stoff hergegeben hat, zunächst auf diese Legende von Turpin gefolgt ist. Denn das große Ansehn, welches sie sogar durch päbstliche Sankzion erhielt, hat ihr wahrscheinlich Nachahmer verschafft.

In diesen Romanen vom Hofe Karls des Großen treffen wir gar nichts von jener höheren Denkungsart über die Liebe an, die sie als eine auf geistigen Genuß beschränkte Verbindung zwischen beyden Geschlechtern betrachtet. Selbst die veredelte Liebe der zweyten Art, die verfeinerte Sinnlichkeit, ist sehr wenig darin ausgebildet. Ueberhaupt sind die Liebesabentheuer den ritterlichen sehr untergeordnet, und dienen höchstens dazu, der Erzählung der Kriegesbegebenheiten einige Abwechselung zu geben.

Im Ogier le Danois [2] verliebt sich der Held in die Tochter eines Chatellain, – mithin in eine Person


  1. Und diese lassen sich gleichfalls weit leichter aus der heiligen Schrift erklären. Z. B. aus Josuas Posaune und Gideons Schwert,[WS 1] aus Simsons Instrumente, womit er den Philistern vorgespielet hat, und welches noch jetzt in der Kunstgeschichte als ein Horn dargestellt wird, u. s. w.
  2. Ich habe diesen Roman in einer Edition, mit gothischen Lettern in Octav zu Paris bey der Wittwe Bonfons ohne Jahrszahl gedruckt, vor mir. Ich halte ihn für einen der älteren, [118] und vermuthe, das er unter Ludwig dem Siebenten oder Philipp dem Zweyten, (1068–1181.) verfertigt ist. Es hat aber offenbar ein älteres Gedicht dabey zum Grunde gelegen, dessen auch am Ende erwähnt wird.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Josuas und Gideons Posaune (siehe Verbesserungen)