Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Dritten Theils zweyte Abtheilung | |
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Im nördlichen Frankreich finden wir die Spuren derjenigen Denkungsart, wornach die Liebe eine bloß auf geistigen Genuß beschränkte Verbindung seyn sollte, viel weniger häufig. Dagegen ist diejenige, wornach die Liebe in einer verfeinerten Sinnlichkeit gesetzt wurde, hier ausgebildeter als im südlichen Frankreich anzutreffen. Ihr Wesen ist besonders von Wilhelm Loris in dem Roman der Rose, der ums Jahr 1260 geschrieben wurde, auseinander gesetzt worden. Er enthält eine allegorische Darstellung der Schicksale einer auf Galanterie gegründeten Verbindung, und er hat einen zu großen Einfluß auf den Geschmack seiner Zeitgenossen und der nachfolgenden Generationen gehabt, um nicht eine kurze Idee davon zu geben. [1]
Ein Jüngling wird beym Anblick einer Rose von Amors Pfeilen durchbohrt. Er sinkt ohnmächtig hin, aber bald ermuntert er sich wieder, und stürzt voll schnöden Verlangens durch die verwachsene Dornenhecke, um die Rose zu pflücken. Vergebens! Seine Verwegenheit wird mit unzähligen Stichen bestraft. Er würde auf immer geflohen seyn, aber Amor will den Vasallen nicht fahren lassen; er durchbohrt ihn mit einem neuen Pfeile beau semblant. Dieser schlägt
- ↑ S. Corps d’extraits des Romans de Chevalerie par le Comte de Tressan. Paris 1782.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Geschlechtsverbinduug
Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Dritten Theils zweyte Abtheilung. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1798, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ramdohr-Venus_Urania-Band_3.2.djvu/104&oldid=- (Version vom 1.8.2018)