Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Dritten Theils zweyte Abtheilung | |
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gegen diesen grausam sey? [1] ob der Ruhm, den man vor den Augen der Geliebten gewinne, den leicht zu erwerbenden sinnlichen Genuß aufwiege? [2] Ob das lange Harren, oder der leichte Sieg den Vorzug verdiene? [3] u. s. w. Daher die höchst sittenlosen Gedichte, die sehr schlüpfrigen Erzählungen und Pastorellen worin berückte Männer und leicht errungene Siege geschildert werden: [4][WS 1] Daher endlich jene ruhmredigen eiteln Aufzählungen von besiegten Damen, unwiderstehlichen Vorzügen, und Verführungskünsten der Troubadours. [5][WS 1]
Kurz! Alles beweiset, daß wenn die edlere Art über die Liebe zu denken den Stoff zu einer höheren Gattung verliebter Gedichte hergab, diese dennoch keinesweges allein herrschender Ton in der Dichterwelt, und noch weniger in der wirklichen gewesen sey. Nirgends aber finden wir die Idee, daß der sinnliche Genuß entehrend für die Würde des Menschen und der Liebe sey, und daß der edlere Mensch, wenn die Umstände es gestatteten, sich dennoch desselben freywillig enthalten müsse. –
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ a b Vorlage: die Noten 44 und 45 fehlen (siehe Verbesserungen)
Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Dritten Theils zweyte Abtheilung. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1798, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ramdohr-Venus_Urania-Band_3.2.djvu/103&oldid=- (Version vom 1.8.2018)