Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Zweyter Theil | |
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Ich glaube nicht! Ich habe nirgends eine vollständige Sittenlehre der Liebe versprochen. Ich habe eine Abhandlung über die Veredlung und Verschönerung der Liebe angekündigt, und diese hoffe ich zu liefern. Wenn man darunter etwas gesucht hat, was man nach bestimmten Begriffen von demjenigen, was Edel und Schön ist, zu erwarten nicht berechtigt war, so ist dieß nicht meine Schuld.
Allein wer einmahl gelernt hat, die Gesetze des Verstandes und der Vernunft auf den Beschauungshang anzuwenden, dem kann es nicht schwer fallen, auch die übrigen Verhältnisse darunter zu bringen, in welche der Mensch zu den Gegenständen, die ihn auf andre Art reitzen, zu stehen kommt. Unstreitig ist diejenige Anwendung jener Gesetze auf das Verhalten des Menschen, die ich versucht habe, die schwerste unter allen. Die Aesthetik steht aber auch mit der Moral, mit der Politik, mit der Anstands- und Klugheitslehre in sehr genauer Verbindung. Sie hütet sich nicht allein, die Vorschriften dieser Lehren zu beleidigen, damit die Wonne an der Beschauung nicht gestört werde; sie
Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Zweyter Theil. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1798, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ramdohr-Venus_Urania-Band_2.djvu/11&oldid=- (Version vom 1.8.2018)