Anonym (d. i. Johann Friedrich Ernst von Brawe): Raisonnirendes Theaterjurnal von der Leipziger Michaelmesse 1783 | |
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Bitten, abhielten, eben so unfehlbar würde auch seine Absicht, sich selbst mit Gift zu vergeben, vereitelt worden seyn, wenn die nachherige Dazwischenkunft seiner Familie einige Minuten früher erfolgte, wenn er die Neuigkeit von wiederhergestellten Glüksumständen, aus Levsons Munde, eher erfuhr. Dann konnte er, statt daß er iezt, von tausend Zweifeln über sein künftiges Schiksal gefoltert, zu Gott um Vergebung des entsezlichsten Verbrechens beten mußte, ihm mit Thränen der Reue für wunderthätige Hülfe danken, feyerliche Gelübde für künftige regelmässigere Lebensart zum Himmel senden; dann würde ieder Zuschauer dem geretteten, und bekehrten, Bewerley sanfte Zähren des Mitleids, theilnehmender Freude, gezollt haben, der ihn iezt, als Selbstmörder, mit glühender Verachtung sterben sah. Doch der Dichter wollte nun einmal ein vollendetes Trauerspiel darstellen – und diese Idee hat er denn auch, nach allen Regeln der
Anonym (d. i. Johann Friedrich Ernst von Brawe): Raisonnirendes Theaterjurnal von der Leipziger Michaelmesse 1783. Jacobäer, Leipzig 1784, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Raisonnirendes_Theaterjurnal_von_der_Leipziger_Michaelmesse_1783.djvu/180&oldid=- (Version vom 1.8.2018)