Die Schiffer fragten ganz zornig, wie er das machen wolle.
Faust antwortete, er hätte einen Affen, der solle alles allein hinaufschaffen. Da antwortete der Schiffsherr, er solle sie nicht zum Besten haben, sonst würde es ihm übel ergehen. Faust aber zog fünfzig Thaler aus der Tasche und sagte: „Wer Lust zu wetten hat, der setze ebensoviel Geld dagegen“.
Ein reicher Kaufmann, der mitfahren wollte, sagte zu Faust, ihm müsse es wohl nicht sauer werden, das Geld zu verdienen, sonst nähme er es gewiß besser in Acht.
Faust antwortete: „So er Mut hätte, sollte er doch selbst mit ihm wetten“.
Da sagte der Kaufmann zu den Schiffern: „Ich sehe wohl, diesem Manne wird das Geld zu warm in der Tasche, ich will ihm etwas davon abnehmen“.
Darauf setzte er fünfzig Thaler dagegen. Den Schiffern mußte er sogar noch fünf Thaler bezahlen, damit sie nur ihre Pferde ausspannten.
Da spannte Faust seinen Affen ein, der zog das Schiff so geschwinde stromauf, daß sich alle verwundern mußten.
Am meisten aber verwunderte sich der Kaufmann, weil er seine fünfzig Thaler an Faust verlor.
Es war im 24. Jahre des Bündnisses zwischen Faust und dem Teufel, als seine Freunde, welche meistens Studenten waren, erst von ihm erfuhren, daß er sich dem Teufel verschrieben habe und daß er nur noch einen Tag leben werde. Er hatte sie zu sich berufen, um ihnen dies zu bekennen. Auch wollte er sie noch ermahnen oder doch seine tiefe Reue sehen lassen. Sie sollten aber bei ihm bleiben, bis er tot wäre.
Diese Studenten und guten Herren, als sie Faustum gesegneten, weinten und umfingen einander.
Doktor Faustus aber blieb in der Stube. Und als die Herren sich zur Ruhe begaben, konnte keiner recht schlafen. Es geschah aber zwischen 12 und 1 Uhr in der Nacht, daß gegen das Haus her ein großer ungestümer Wind sich erhob, welcher das Haus von allen Seiten umgab, als ob er es zu Boden reißen wollte.
Heinrich Pröhle: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten. Tonger & Greven, Berlin 1886, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Rheinlands_Sagen_und_Geschichten.djvu/70&oldid=- (Version vom 1.8.2018)