Johann Georg Salellicus Faust, der Schwarzkünstler genannt, war 1507 Rektor des Gymnasiums zu Kreuznach. Es ist dies fast das einzige, was wir mit Sicherheit von ihm wissen. Man würde ohne diese Nachricht die Sage von Faust zu denjenigen rechnen, denen gar keine geschichtliche Wahrheit zu Grunde liegt. Die Nachricht, daß Faust Rektor in Kreuznach gewesen sei, wird jedoch mit so glaubhaften Einzelheiten erzählt, daß wir nicht daran zweifeln können, er habe wirklich gelebt. Doch darüber später!
Faust war der Sohn von Landleuten, nach einigen aus dem schwäbischen Städtchen Keittlingen, nach andern aus Kneitlingen im Braunschweigischen, wo nach einigen Erzählungen auch Eulenspiegel geboren sein soll. Noch andere berichten, daß er zu Soltwedel oder zu Roda geboren sei. Zu Wittenberg hatte er viele Blutsfreunde. Sein Oheim war dort ein wohlhabender Bürger. Der war ohne Kinder und nahm Faustum zu seinem Erben an. Da hat er denn Theologie studieret, ist aber von diesem gottseligen Fürnehmen abgegangen und hat Gottes Wort gemißbraucht.
Sehr bald war er Magister worden und hat sechzehn Magistern in Fragen und Antworten obgesiegt. Sogar Doktor der Theologie ist er geworden. Gleichwohl ist er in böse Gesellschaft geraten und hat ein ruchloses
Heinrich Pröhle: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten. Tonger & Greven, Berlin 1886, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Rheinlands_Sagen_und_Geschichten.djvu/60&oldid=- (Version vom 1.8.2018)