Kordula, diese hatte sich an jenem Tage allein in einem Schiffe verborgen, am anderen Tage freiwillig mit männlichem Mute gestellet. Also war sie mit gleichem Rechte der triumphierenden Schar der Märtyrer gefolget.
Lange Zeit nachher erschien diese heilige Kordula der frommen Helentrut, über menschliche Kunst wunderbar gekleidet, einen Kranz von Lilien mit Rosen durchwebt auf dem Haupte. „Ich bin eine jener heiligen Kölnischen Jungfrauen“, so sprach sie, „die den Tag des Triumphes überlebten und am folgenden Tage sich freiwillig dem Henker gestellt haben. In Christo sterbend, habe ich weder die Genossinen verlassen noch meine Märtyrerkrone verloren. Doch wird meines Namens nicht gedacht. Darum bin ich hier, daß man sich meiner am folgenden Tage erinnere.“
Als Helentrut nach ihrem Namen gefragt, hat die Heilige erwidert, sie solle ihr nach der Stirne schauen, da stände er eingeschrieben. Sie sah und las genau den Namen Kordula.
Darum jauchze, Jerusalem in der Höhe, das die Märtyrer empfangen! es jauchze Britannia, das sie geboren hat! es jauchze Germania, das die erwählten Blumen des Ozeans aufgenommen hat! Es jauchze Rom, das sie zurückgesendet! Es jauchze Köln, daß es solchen Schatz bei sich birgt!
Heinrich Pröhle: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten. Tonger & Greven, Berlin 1886, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Rheinlands_Sagen_und_Geschichten.djvu/216&oldid=- (Version vom 1.8.2018)