Der Schiffer folgte dem Ritter zu den ungeheuren Schätzen, vergaß aber, in das Anschauen derselben vertieft, ebenfalls die Lilie aufzuheben.
Als es ein Uhr schlug, entstand ein gräßliches Lärmen. Der Raubgraf stand vor ihnen, eine Dirne im Arme, gerade so wie er hier in jener Osternacht vor Jahrhunderten sein Wesen getrieben hatte. Seine Gesellen und Zechbrüder umgaben ihn mit silbernen Humpen und streuten Gold umher. Aber ehe der Ritter und der Rheinschiffer von dem Golde etwas nehmen konnten, war Alles verschwunden. Die Lilie, welche die Jungfrau auf die Erde gelegt hatte, verwandelte sich in eine große Schlange.
Ohne von den Schätzen der Burg etwas erlangt zu haben, schlichen der Schiffer und der Ritter davon.
Ein Hohngelächter, das sie anfänglich auf der Burg nur von Ferne gehört hatten, kam von der Burg immer näher und scholl ihnen beim Hinabsteigen noch lange nach.
Heinrich Pröhle: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten. Tonger & Greven, Berlin 1886, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Rheinlands_Sagen_und_Geschichten.djvu/184&oldid=- (Version vom 1.8.2018)