Am 12. August 1752 spazierte ein rheinischer Scharfrichter auf der nach Coblenz führenden Straße. Da traf er plötzlich mit einem Trupp Leute zusammen, von denen sich jeder das Gesicht geschwärzt hatte. Sie umringten ihn und warfen ihn zu Boden. Alsdann knieten ihm zwei der Schwarzen auf den Leib und machten Miene, ihm mit einem dicken Tuche die Augen zu verbinden, dagegen er mit Händen und Füßen sich gewehrt und gestrampelt hat.
Endlich sprach ein Dritter: „Fritz, was machst Du für dumme Streiche! Laß uns gewähren, daß wir Dir die Augen verbinden. Dir soll nichts Übles geschehen. Dagegen kannst Du ein gutes Stück Geld verdienen, so Du thust, wie ich Dich heiße.“
Der Scharfrichter kannte nun doch wohl die Stimme dessen, der die Ansprache an ihn gehalten hatte. Das flößte ihm einiges Vertrauen ein, und ohnehin, was sollte er thun? Es waren sechs oder sieben handfeste Kerle, die ihn zu Boden geworfen hatten und umringten. Auch erinnerte er sich recht gut, daß er weit und breit keine Menschenseele außer diesen Burschen gesehen hatte, ehe sie ihn zu Boden warfen – wer sollte ihm also beistehen?
Er ließ sich die Augen verbinden, und so wurde er fortgeschoben und
Heinrich Pröhle: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten. Tonger & Greven, Berlin 1886, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Rheinlands_Sagen_und_Geschichten.djvu/139&oldid=- (Version vom 1.8.2018)