braven ländlichen Arbeiterfamilie. Auch er selbst hatte bis dahin nicht in schlechtem Rufe gestanden. Aber immer mehr hatte er sich seinen Leidenschaften, besonders dem Spiele, hingegeben. So war er in Geldverlegenheit gekommen und im Dunkeln auf die Landstraße gegangen, um mit der größten Kaltblütigkeit den ersten besten Unbekannten mit einem Beile von hinten zu erschlagen.
So hatte er es bereits drei Monate vor der Ermordung Kügelgen’s, am 29. Dezember 1819, mit einem armen Handwerksburschen gemacht. Eine Spur von dem Thäter war noch nicht ermittelt. Da machte er es ebenso mit dem trefflichen Kügelgen, welcher ihm gleichfalls unbekannt war. Diesen hatte er dann etwa hundert Schritte seitwärs von der Chaussee in die Ackerfurche geschleppt und ausgeplündert.
Nur den Mantel des Ermordeten, mit einem Gebetbuche in der Tasche, fanden am andern Tage die Knaben in einem Steinhaufen.
An demselben Tage ließ der König von Sachsen eine Belohnung von tausend Thalern auf die Entdeckung des Mörders setzen. Dieser wurde denn auch am 24. April 1820 in Folge Verkaufs von Kleidungsstücken verhaftet und am 11. Juli 1821 hingerichtet.
Die Untersuchung war dadurch zu einer so langwierigen, das Publikum auf’s höchste spannenden geworden, daß schon drei Wochen vor der Verhaftung von Kalthofen ein anderer Artillerist, Fischer, für den Verkäufer von Kügelgen’s Uhr gehalten und deswegen verhaftet worden war. Zum Unglück war dieser letztere von schwachem Verstande und ängstlicher Gemütsart.
Durch die Verhöre verwirrt und im Gefängnisse sehr gedrängt, sagte Fischer schon am Tage nach seiner Verhaftung, er habe die Uhr gefunden.
Zwar widerrief er es sogleich, aber achtzehn Tage darauf bekannte er den Mord mit allen Einzelheiten. Zwei Tage später widerrief er, zwei Tage darauf gestand er nochmals, blieb dann aber standhaft und unerschütterlich bei dem Widerruf.
Nun mutmaßten aber leider die Juristen, daß der Mörder Kalthofen einen Helfershelfer gehabt habe. Dieser gab daher endlich ganz im Widerspruche mit seinen früheren Aussagen am 15. November 1820 den armen Fischer als Mitschuldigen an.
Leider blieb Kalthofen bei dieser Aussage bis an sein Ende. Nach
Heinrich Pröhle: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten. Tonger & Greven, Berlin 1886, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Rheinlands_Sagen_und_Geschichten.djvu/134&oldid=- (Version vom 1.8.2018)