ersten Balle; beim ersten Berühren einer geliebten Hand; Fahrt zum Theater; Wir verreisen morgen früh; Er kommt, Er kommt; Verlobung; unerwartetes Geld; Der Tod geliebter Menschen. Da werden sie momentan zu inneren Künstlern, zu jauchzenden, jammernden, erbebenden in Freud und Leid, zu verzehrt werdenden! Aber die Künstler sind immer auf diesen Gipfeln. Alles macht sie erbeben, jauchzen und jammern. Das Schicksal der Welt tönt in ihnen nach, und wer in die Donau geht, ist ihr gemordetes Kind! Fünfzigmal höchstens während deines Daseins, schlapper unbewegter Mensch, wirst du zum empfindsamen Künstler-Menschen!
Aber dieser ist es ewig, bis zu seiner Sterbestunde, jauchzend, jammernd! Verzehrt werdend und wieder auferstehend!
Anhäufung von Lebens-Energieen durch Einführung
kolossal leichtverdaulicher nahrhafter Speisen, sogenannter
Rekonvaleszenten-Kost, Wöchnerinnen-Kost, durch Atmen in
ganz reiner Luft bei Tag und Nacht, durch Freiturnen, durch
Hautpflege, Abführmittel etc. etc. und Benützung
der angehäuften Spannkräfte zu seelisch-geistigen
Betätigungen, ist der Entwicklungsweg der künftigen
Menschen!
Melancholie jeglicher Art ist das Gefühl der
Unfähigkeit, den Weg seiner Ideale zu Ende gehen zu
Peter Altenberg: Pròdromos. Berlin 1906, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Prodromos_(Altenberg).djvu/022&oldid=- (Version vom 1.8.2018)