Zu jeder Seite dieses Blumenzimmers und durch eine Thür damit verbunden, lag ein schmäleres; beide nur mit einem Fenster auf den Tannenwald hinausgehend. In dem zur Linken befanden sich außer einigen Stühlen nur noch ein eisernes Feldbett und ein paar hohe Reisekoffer. Franziska warf nur einen flüchtigen Blick hinein, während ihr Führer schon die Thür des gegenüberliegenden geöffnet hatte.
„Und nun giebt’s was zu lesen!“ rief dieser. „Der Herr Doctor ist selbst hier außen gewesen und hat einen ganzen Tag da drinn’ gesessen.“
Und wirklich, es war eine stattliche Hausbibliothek, die hier in sauberem Einband auf offenen Regalen an den Wänden aufgestellt war. Aber während das Mädchen einen Band von Okens Isis herauszog, der ihr aus des Magisters Pensionat bekannt war, hatte der Alte dem Fenster gegenüber schon eine weitere Thür erschlossen.
Das Zimmer, in welches sie hineinführte, lag gegen Westen und im Gegensatz zu den sonnigen Räumen der Vorderseite noch in der Schattendämmerung des unmittelbar daran grenzenden Waldes.
Theodor Storm: Waldwinkel. Braunschweig: Geoge Westermann, 1875, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pole_Poppensp%C3%A4ler.djvu/32&oldid=- (Version vom 1.8.2018)