Philon: Ueber Belohnungen und Strafen (De praemiis et poenis) übersetzt von Leopold Cohn | |
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auf jenen Weg gelangen konnten, dessen Ziel kein anderes ist als Gott wohlgefällig zu sein wie ein Sohn dem Vater. 168 Nach ihrer Rückkehr aber werden die Städte, die eben noch in Trümmer lagen, wieder aufgebaut werden, die Wüste wird bevölkert werden und die unfruchtbar gewordene Erde wird zur früheren Fruchtbarkeit zurückkehren; die glücklichen Verhältnisse der Väter und Vorfahren werden geringfügig erscheinen im Vergleich zu dem gegenwärtigen Ueberfluss, der sich, wie aus unversiegbaren Quellen, durch die Gnade Gottes ergiessen und jedem einzelnen wie allen insgesamt reichen Segen bringen wird, an den kein Neid herantritt (5 Mos. 30,5). 169 Ein Umschwung in allen Dingen wird plötzlich eintreten; denn Gott wird die Flüche gegen die Feinde der Reumütigen kehren (ebd. V. 7), die sich ob der unglücklichen Schicksale unseres Volkes gefreut und es geschmäht und verspottet haben, als ob sie selbst das Glückslos für immer sicher hätten, das sie ihren Kindern und Enkeln als Erbe zu hinterlassen hofften, und als ob sie die Gegner nur immer in beständigem und unwandelbarem Unglück sehen würden, das auch für die späteren Geschlechter aufbewahrt sei: 170 in ihrer Verblendung merkten sie nicht, dass sie auch den früheren Glanz nicht durch eigenes Verdienst genossen hatten, sondern als Züchtigungsmittel für andere, für die darum, weil sie das väterliche Gesetz brachen, ein heilsames Mittel gefunden wurde in der Trauer und in dem Schmerz über das Glück der Feinde. Nachdem sie also ihren Abfall beweint und beklagt haben, werden sie in die frühere, von den Vorfahren ererbte glückliche Lage zurückgelangen, sofern sie nicht ganz und gar ins Verderben geraten sind. 171 Die Feinde aber, die ihre Klagen verspottet und ihre Unglückstage als Volksfeste zu feiern beschlossen hatten, die ihre Trauer zum Anlass von [p. 437 M.] Schmausereien nahmen und überhaupt glücklich waren über das Unglück anderer, sie werden, wenn sie erst den Lohn für ihre Grausamkeit empfangen, dann schon erkennen, dass sie sich nicht gegen ein unansehnliches und verachtetes Volk vergangen haben, sondern gegen ein adliges, in welchem die glimmenden Funken des Adels noch vorhanden sind, nach deren Wiederanfachung der früher verlöschte Ruhm wieder hervorleuchtet. 172 Denn
Philon: Ueber Belohnungen und Strafen (De praemiis et poenis) übersetzt von Leopold Cohn. Breslau: H. & M. Marcus, 1910, Seite 425. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhilonPraemGermanCohn.djvu/047&oldid=- (Version vom 4.10.2017)