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Seite:PhilonPraemGermanCohn.djvu/036

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Philon: Ueber Belohnungen und Strafen (De praemiis et poenis) übersetzt von Leopold Cohn

sein, die erst Leben und Seele erhalten durch die Kräfte in dem Haupte über ihnen.

126 Dies sind die Segenswünsche für die tugendhaften und die Gesetze treu beobachtenden Menschen, die, wie der Prophet verheisst, in Erfüllung gehen werden durch die Gnade des huldreichen Gottes, der die edlen Taten wegen des Strebens nach Aehnlichkeit mit ihm ehrt und auszeichnet. Wir haben nunmehr die Flüche zu betrachten, die gegen die gesetzlosen Frevler gerichtet sind.


Ueber die Flüche.


127 (1.) [p. 429 M.] Der erste Fluch, den das Gesetz als leichtestes Uebel verzeichnet, droht mit Armut, Not, Mangel an den notwendigen Lebensmitteln und vollständiger Hilflosigkeit (3 Mos. 26,16. 5 Mos. 28,20). Denn die Saat, heisst es, werden plötzlich heranstürmende Feinde, wenn sie noch nicht reif ist, verwüsten, wenn sie aber schon gereift ist, selbst abernten (3 Mos. 26,16); die Saat wird so ein doppeltes Missgeschick verursachen, da sie den Freunden Hungersnot und den Feinden Ueberfluss schafft; denn das Glück des Feindes schmerzt ebenso oder mehr noch als das eigene Unglück. 128 Und wenn die Feinde sich ruhig verhalten sollten, werden die schlimmeren Schädigungen durch die Natur nicht ausbleiben: du besäest den fruchtbaren Boden der Ebene, ein Heuschreckenschwarm aber, der plötzlich heranfliegt, wird (das Feld) abernten, und was er dir zum Einsammeln übrig lässt, wird nur ein kleiner Bruchteil deiner Aussaat sein (5 Mos. 28,38). Du bepflanzest einen Weinberg mit reichlichen Aufwendungen und unendlichen Mühen, wie sie der Landmann auf sich nehmen muss: wenn er aber schon zu reifen beginnt und unter der Last des reichen Ertrages sich beugt, werden Würmer darüberkommen und Weinlese halten (ebd. V. 39). 129 Wenn du deine Oelbäume im Blütenschmuck und in der reichen Fülle von Früchten siehst, wirst du dich natürlich freuen in der Hoffnung auf eine gesegnete Ernte, aber wenn du mit dem Einsammeln beginnst, wirst du merken, dass es eher ein Unglück als einen Erntesegen[1] für dich gibt; denn das Oel und alle


  1. Für das verderbte ἀσεβείας verlangt der Zusammenhang ein Wort, das den Gegensatz zu ἀτυχίας ausdrückt, also etwa ἀφθονίας oder εὐθηνίας.
Empfohlene Zitierweise:
Philon: Ueber Belohnungen und Strafen (De praemiis et poenis) übersetzt von Leopold Cohn. Breslau: H. & M. Marcus, 1910, Seite 414. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhilonPraemGermanCohn.djvu/036&oldid=- (Version vom 8.10.2017)