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Seite:PhilonCherGermanCohn.djvu/038

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Philon: Ueber die Cherubim (De Cherubim) übersetzt von Leopold Cohn

wird)? was sind Steine und Holz anderes als der Stoff, aus dem der Bau entsteht? Was sind die Werkzeuge anderes als die Dinge, durch die (etwas entsteht)? weswegen aber (wird der Bau ausgeführt), wenn nicht zum Schutze und zur Sicherheit, was eben der Grund ist? 127 Gehe nun von diesen Einzelbauten aus und betrachte die grösste Wohnung oder Stadt, diese Welt: erkennen wirst du als ihren Urheber Gott, von dem sie geschaffen ist, als Stoff die vier Elemente, aus denen sie zusammengesetzt wurde[1], als Werkzeug die Vernunft Gottes, durch die sie eingerichtet wurde, und als Grund der Schöpfung die Güte des Schöpfers[2]. Das ist das Urteil der Wahrheitsfreunde, die nach wahrer und gesunder Erkenntnis streben[3].


  1. Die Lehre von den 4 Elementen (Wasser, Feuer, Erde, Luft) als den 4 Bestandteilen der ὕλη (Materie), aus denen die Welt zusammengesetzt ist, war seit Empedokles in der griechischen Philosophie feststehendes Dogma.
  2. Die Annahme, dass die Güte Gottes die Ursache der Weltschöpfung sei (s. Anm. 3), hat Philo aus Plato (Tim. 29e). Vgl. Ueber die Weltschöpfung § 21 und Anm.
  3. Zu denselben Bibelworten („ich habe einen Menschen durch Gott erworben“) bemerkt Philo in den Quaest. in Gen. I § 58: Distinguitur esse ab aliquo et ex aliquo et per aliquid; ex aliquo, sicut ex materia; ab aliquo, ut a causa; et per aliquid, sicut per instrumentum; atqui pater et creator universorum non est instrumentum, sed causa; ergo deflectit a sano consilio qui dicit non a deo sed per deum factum esse quod factum est (übernommen von Ambrosius De Cain et Abel I § 2). Vier Ursachen der Weltentstehung (wie hier) gibt Philo auch De provid. 1 § 23, nur dass er dort die vierte anders bezeichnet: Verum enim vero creationis eius pulchras asseruere causas: nempe deum, a quo; materiam, ex quo; instrumentum, per quod; instrumentum autem dei est verbum (λόγος); ad quid, denique? ut sit argumentum (i. e. ut se deus manifestaret). Aehnlich nennt Seneca Epist. 65,8 ff. unter Berufung auf Plato fünf Ursachen: quinque ergo causae sunt, ut Plato dicit: id ex quo, id a quo, id in quo, id ad quod, id propter quod; ... tamquam in statua .., id ex quo aes est, id a quo artifex est, id in quo forma est quae aptatur illi, id ad quod exemplar est quod imitatur is qui facit, id propter quod facientis propositum est ... haec omnia mundus quoque, ut ait Plato habet: facientem: hic deus est. ex quo fit, haec materia est. formam: haec est habitus et ordo mundi, quem videmus; exemplar, scilicet ad quod deus hanc magnitudinem operis pulcherrimi fecit. propositum propter quod fecit. quaeris, quod sit propositum deo? bonitas. ita certe Plato ait etc. Senecas Quelle war wahrscheinlich Posidonius, der hier Platonische Lehre mit der des Aristoteles (der 3 Ursachen annahm, Materie, Schöpfer und Form) verband. Vgl. Norden, Agnostos Theos S. 348. Philo scheint [205] derselben Quelle zu folgen, er fasst aber die 3. und 4. Ursache (Form und Muster) in einer zusammen, die er Werkzeug Gottes nennt und mit dem göttlichen Logos gleichsetzt.
Empfohlene Zitierweise:
: Ueber die Cherubim (De Cherubim) übersetzt von Leopold Cohn. Breslau: H. & M. Marcus, 1919, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhilonCherGermanCohn.djvu/038&oldid=- (Version vom 3.12.2016)