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Seite:PhilonCherGermanCohn.djvu/016

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Philon: Ueber die Cherubim (De Cherubim) übersetzt von Leopold Cohn

dem Menschen die Vernunft als mächtigste Verbündete verliehen hat und den, der sie richtig zu gebrauchen vermag, zu einem glücklichen und wirklich vernünftigen Menschen macht, den aber, der es nicht vermag, zu einem unvernünftigen und unglücklichen.

40 (12.) „Adam erkannte sein Weib, und sie empfing und gebar den Kain, und sie sprach: ich erwarb mir einen Menschen durch Gott. Und sie gebar dazu seinen Bruder, den Abel“ (1 Mos. 4,12). Die Männer, denen der Gesetzgeber ihre Tugend bezeugt, lässt er nicht ihre Frauen erkennen, wie z. B. den Abraham, den Isaak, den Jakob, den Moses und wer sonst von gleichem Streben erfüllt ist. 41 Denn da, wie wir behaupten, das Weib in bildlichem Sinne die Sinnlichkeit bedeutet, die Erkenntnis aber in der Abwendung von der Sinnlichkeit und dem Körper besteht, so ergibt sich, dass die Liebhaber der Weisheit die Sinnlichkeit eher zurückweisen als zu sich nehmen. Und das hat seinen guten Grund; denn die mit diesen Männern Verbundenen sind nur dem Namen nach Weiber, in Wirklichkeit aber Tugenden, Sarah die herrschende und leitende[1], Rebekka die im Guten verharrende[2], Lea die verschmähte und bei beständiger Tugendübung sich abmühende[3], die jeder Unvernünftige abweist und verschmäht und der er sich verweigert, Zippora, die Frau des Moses, die von der Erde zum Himmel hinaufeilende und dort die göttlichen und glückseligen Wesen betrachtende; der Name bedeutet nämlich „Vögelchen“[4]. 42 Damit wir aber von Schwangerschaft und Geburtswehen der Tugenden sprechen können, mögen die vor Dämonen sich Fürchtenden ihre Ohren verschliessen oder sich entfernen; denn in göttlichen Geheimlehren unterrichten wir nur die der hochheiligen Weihen würdigen Eingeweihten, d. h. solche, die die wahrhafte und wirklich ungeschmückte Frömmigkeit in Demut ausüben; jenen aber künden wir die heiligen Lehren nicht, die mit unheilbarem Uebel behaftet sind, die mit Wortschwall und kleinlicher Spitzfindigkeit und


  1. s. ob. § 3 und Anm.
  2. s. Allegor. Erklär. III § 88.
  3. לֵאָה‎ von לָאָה‎ ermüden, sich abmühen.
  4. צפר‎ Vogel.
Empfohlene Zitierweise:
: Ueber die Cherubim (De Cherubim) übersetzt von Leopold Cohn. Breslau: H. & M. Marcus, 1919, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhilonCherGermanCohn.djvu/016&oldid=- (Version vom 3.12.2016)