Philon: Über die Träume (De somnis) übersetzt von Maximilian Adler | |
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ersten, das uns nicht erhalten ist, wird er nach Massebieaus Vermutung (Le classement des œuvres de Philon 30) die Träume des Abimelech 1 Mos. 20, 3–7 und des Laban 1 Mos. 31, 24 behandelt haben, die beide mit den Worten beginnen: „Gott kam zu ihm im Traume“, und zu Philos Darstellung dieser Art von Träumen als von Gott selbst ausgehenden passen. Das zweite Buch enthält die Erklärung der Träume des Jakob von der Himmelsleiter 1 Mos. 28, 10ff. und von der bunten Herde 1 Mos. 31, 10–13, von denen der eine mit den Worten: „Und ihm träumte“, der andere: „Und sah im Traume“ eingeführt wird. Außerdem werden diese Träume nicht durch Gott selbst, sondern durch seine Engel vermittelt, wie Philo meint. Das dritte Buch handelt von den Träumen des Joseph 1 Mos. 37, 7–11, des Schenken und des Bäckers 1 Mos. 40, 9–11; 16–17 und dem des Pharao 1 Mos. 41, 17–24, von dessen Erklärung nur der Schluß fehlt.
Ob nun die übrigen verlorengegangenen Bücher vor diesen dreien eine in sich geschlossene Einheit bildenden gestanden haben oder ihnen nachfolgten, läßt sich aus Philos Ausführungen selbst nicht erkennen, ja es läßt sich nicht einmal feststellen, wovon sie im einzelnen handelten; denn im Pentateuch kommen außer den von Philo besprochenen Träumen keine Träume mehr vor. Massebieau hat aus diesem Sachverhalt geschlossen, daß Philo in den beiden verlorenen Büchern nicht biblische Träume, sondern die Ansichten der griechischen Philosophen über die Träume überhaupt behandelt und diese systematische Erörterung der Exegese der Bibelstellen vorausgeschickt hat, da er ja auch in den Schriften „Über die Ewigkeit der Welt“ und „Über die Trunkenheit“ so verfährt, daß er die Aufzählung und die Kritik der Meinungen der Philosophen der Lehre des Moses voranstellt. So stellen die beiden uns erhaltenen beiden Bücher wahrscheinlich das vierte und fünfte des ganzen Werkes dar, das nicht als ein Teil des fortlaufenden allegorischen Kommentars erscheint, sondern als eine besondere Abhandlung, in der Philo nicht den Versen der Bibel folgt, sondern die Texte nach systematischen Gesichtspunkten geordnet hat, die er aus einer Schrift des Posidonius über die Mantik entnahm, die auch Ciceros Einteilung der Träume zugrunde lag. Vielleicht hat er, als er bei seiner Kommentierung der Genesis zum 20. Kapitel und damit zum Traum Abimelechs kam, diese Gelegenheit benutzt, sämtliche Träume als ein Ganzes zu behandeln.
Philon: Über die Träume (De somnis) übersetzt von Maximilian Adler. H. & M. Marcus, Breslau 1938, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloSomnGermanAdler.djvu/2&oldid=- (Version vom 21.5.2018)