Zum Inhalt springen

Seite:PhiloHerGermanCohn.djvu/60

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Philon: Der Erbe des Göttlichen (Quis rerum divinarum heres sit) übersetzt von Joseph Cohn

sind.[1] 222 Wieso, wird man vielleicht fragen. Darauf antworten wir: Wie der Leuchter ist auch jeder der Planeten ein Lichtträger; da sie hellstrahlend sind, so senden sie leuchtende Strahlen zur Erde nieder, besonders der mittlere von ihnen, die Sonne. 223 Den mittleren nenne ich sie nicht nur, weil sie den Platz in der Mitte einnimmt, wie manche behauptet haben, sondern weil sie ohnehin wegen ihrer Würde und Größe und der Vorteile, die sie allen Erdbewohnern darbietet, es verdient, auf beiden Seiten von Trabanten begleitet und bedient zu werden.[2] 224 Da die Menschen die Stellung der Planeten nicht mit Sicherheit wahrnehmen – aber was können sie sonst von den himmlischen Dingen mit Bestimmtheit erkennen? – so ergehen sie sich in (bloßen) Vermutungen; doch scheint mir die Vermutung derer am besten zu sein, die der Sonne die Stellung in der Mitte zuerteilen und meinen, daß drei (Planeten) vor ihr und ebenso viele sich hinter ihr befinden, vor ihr der leuchtende (Saturn), der strahlende (Jupiter) und der feurige (Mars), hinter ihr der glänzende (Merkur), der lichtbringende (Morgenstern) und der dem Luftkreis benachbarte Mond.[3] 225 Da nun der Meister wünschte, daß bei uns ein irdisches Abbild von dem Urbild der siebenflammigen himmlischen Sphäre vorhanden sei, so befahl er ein sehr schönes Kunstwerk, den Leuchter, anzufertigen. Aber auch auf dessen Ähnlichkeit mit der Seele ist hingewiesen worden; denn die Seele ist dreiteilig,[4] jeder Teil wird, wie gezeigt wurde, in zwei Teile zerlegt und der Teiler aller so entstandenen sechs Teile ist offenbar der heilige und göttliche Logos. [46] 226 Auch folgendes darf nicht mit Stillschweigen übergangen werden. Von den drei im Heiligtum befindlichen Geräten: Leuchter, Tisch und Räucheraltar, ist der letztere zunächst, wie oben[5] gezeigt wurde, zur Danksagung namens der Elemente bestimmt, da er erstens selbst von allen vieren Anteile erhält, von der Erde das Holz, vom Wasser das, was geräuchert wird – denn

Empfohlene Zitierweise:
Philon: Der Erbe des Göttlichen (Quis rerum divinarum heres sit) übersetzt von Joseph Cohn. H. & M. Marcus, Breslau 1929, Seite 273. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloHerGermanCohn.djvu/60&oldid=- (Version vom 4.8.2020)
  1. Vgl. Leben Moses II § 103.
  2. Über den Vorrang der Sonne vgl. De somn. I § 77, Cumont, Memoires de l'acad. des inscr. 1913, 453, Reinhardt, Kosmos und Sympathie 327ff.
  3. Über diese Reihenfolge der Planeten vgl. Bousset, Schulbetrieb S. 31ff., Reinhardt a. a. O. 131ff.
  4. Philo folgt hier der platonischen Dreiteilung der Seele, dagegen § 232 der stoischen Achtteilung. Ebenso verfährt er in anderen Schriften. Vgl. z. B. All. Erkl. I, 70 und III, 115 mit I, 11 und die Anmerkungen a. a. O. Zur Untergliederung vgl. die Anm. zu All. Erkl. III § 115.
  5. § 199.