Philon: Der Erbe des Göttlichen (Quis rerum divinarum heres sit) übersetzt von Joseph Cohn | |
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in der Mitte teilen kann, so daß kein Teil auch nicht um ein winziges Atom zu groß oder zu klein wird, sondern der höchsten und äußersten Gleichheit teilhaftig ist. 144 Wenn das Gleiche nur eine einzige Art hätte, so würde das Gesagte ausreichen; da es aber mehrere Arten gibt, so dürfen wir nicht unterlassen, das Erforderliche hinzuzufügen. „Gleich“ wird einerseits bei Zahlen gebraucht, wie z. B. 2 = 2, 3 = 3 usw., andererseits bei Größen, deren Ausdehnungen Länge, Breite und Tiefe sind; denn eine Handbreite ist der andern, eine Elle der andern gleich an Größe, verschieden aber sind sie an Wert, wie z. B. das, was gewogen und gemessen wird. 145 Eine angemessene Gleichheitsform ist auch die proportionale, dergemäß auch Weniges Vielem und Kleines Größerem gleich geachtet wird. Dieser pflegen sich auch Staaten zuweilen zu bedienen,[1] indem sie jedem Bürger befehlen, das Gleiche von seinem Vermögen zu zahlen, natürlich nicht der Zahl nach, sondern nach Verhältnis der dem Besitz auferlegten Steuerquote, so daß anscheinend derjenige, der 100 Drachmen an Steuern zahlte, das Gleiche gegeben hat, wie der, der ein Talent zahlte.[2] [29] 146 Dies vorausgeschickt, sieh, wie er bei der Erschaffung des ganzen Himmels, gleichmäßig in der Mitte teilend, nach allen Formen der Gleichheit geteilt hat. So machte er die schweren (Elemente) an Zahl gleich den leichten, 2 = 2, Erde und Wasser, denen Schwere eignet, gleich der Luft und dem Feuer, den von Natur leichten; ferner 1 = 1, das trockenste (Element) gleich dem feuchtesten, die Erde gleich dem Wasser, und das kälteste dem wärmsten, die Luft dem Feuer gleich, und ebenso die Finsternis dem Lichte, den Tag der Nacht, den Sommer dem Winter, den Herbst dem Frühling gleich und alles was mit diesen verwandt ist. 147 An Größe gleich machte er zunächst im Himmel die Parallelkreise der Tag- und Nachtgleichen des Frühlings und des Herbstes, der Sommer- und Wintersonnenwenden; dann auf der Erde zwei einander gleiche Zonen, die an den Polen gelegen, kalt und deshalb unbewohnt sind, und zwei, die sich zwischen diesen und der heißen Zone befinden und wegen der „guten Temperatur“, wie man sagt, bewohnt werden, die eine südlich, die andere nördlich gelegen. 148 An Länge gleich sind auch die Zeitbestimmungen; der größte Tag ist der größten
Philon: Der Erbe des Göttlichen (Quis rerum divinarum heres sit) übersetzt von Joseph Cohn. H. & M. Marcus, Breslau 1929, Seite 256. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloHerGermanCohn.djvu/43&oldid=- (Version vom 4.8.2020)