Philon: Der Erbe des Göttlichen (Quis rerum divinarum heres sit) übersetzt von Joseph Cohn | |
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und die die vorstellungslose Naturkraft belebt.[1] Von den letzteren haben die einen wilden Stoff und tragen wilde Früchte, die den Tieren zur Nahrung dienen; die anderen, deren Wartung und Pflege der Landbau übernommen hat, haben veredelten Stoff und bringen Früchte hervor zum Genusse für den Menschen, das zahmste aller Lebewesen. 138 Und ebenso wie die unbeseelten Wesen teilte er die einer Seele teilhaftigen; von diesen sonderte er eine Gattung vernunftloser und eine Gattung vernunftbegabter ab und teilte wiederum jede der beiden Gattungen, die vernunftlose in eine ungezähmte und eine zahme, die vernunftbegabte in eine unvergängliche und eine sterbliche Gattung. 139 Von der sterblichen machte er zwei Abteilungen, deren eine er die der Männer, deren andere er die der Frauen nannte. Auf andere Weise teilte er auch das Tierreich in das männliche und das weibliche Geschlecht; es erhielt aber noch andere notwendige Teilungen, die die Vögel von den Landtieren, die Landtiere von den im Wasser lebenden und diese von den beiden anderen schieden. 140 So teilte Gott, nachdem er seinen Logos, den Teiler aller Dinge, geschärft hatte, die form- und eigenschaftslose Substanz des Weltganzen und die aus ihr abgesonderten vier Elemente der Welt und die vermittelst derselben geschaffenen Lebewesen und Pflanzen.
[28] 141 Da es aber nicht nur heißt „er teilte“ sondern auch „er teilte mittendurch“, so dürfte es wohl angemessen sein, einiges über die gleichen Teile zu bemerken. Wenn etwas haarscharf in der Mitte [p. 493 M.] zerlegt wird, so erhalten wir gleiche Teile. 142 Ein Mensch freilich dürfte wohl nie imstande sein, etwas in gleiche Teile zu zerlegen; notwendigerweise wird vielmehr der eine Teil zu klein oder zu groß sein, und wenn nicht um ein größeres Stück, so doch jedenfalls um ein geringes, das leicht der sinnlichen Wahrnehmung entgeht, da diese ihrer Natur und Gewohnheit gemäß auf die gröberen Körper fällt und die unteilbaren Atome nicht erfassen kann. 143 Nach dem unbestechlichen Urteil der Wahrheit gibt es kein Geschöpf, das Gleichheit bewirken könnte. Also ist es offenbar Gott allein, der streng gerecht[2] verfährt und die Körper und Sachen
Philon: Der Erbe des Göttlichen (Quis rerum divinarum heres sit) übersetzt von Joseph Cohn. H. & M. Marcus, Breslau 1929, Seite 255. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloHerGermanCohn.djvu/42&oldid=- (Version vom 4.8.2020)
- ↑ Vgl. Alleg. Erkl. II 22 u. Anm., Über die Unveränderl. G. § 35. ἕξις ist hier Konstitution, innere Festigkeit, „Halt“.
- ↑ Philo verwertet den Doppelsinn von ἰσότης, das wie das lat. aequitas Gleichheit und Billigkeit bedeutet, vgl. weiter § 163 und Über d. Einzelges. IV § 231: „Die Gleichheit ist die Mutter der Gerechtigkeit“.