§. 9. Ueberdies werden die leichtsinnigen und ausschweifenden Erfinder der weltlichen Thorheiten durch den Beifall, womit ihre Erfindungen und Darstellungen aufgenommen werden, in ihren Unternehmungen sehr bestärkt und aufgemuntert, und folglich von ehrenvollen und nützlichen Beschäftigungen zurückgehalten. Auch sind aus keiner andern Ursache viele nothwendige Lebensbedürfnisse in so hohem Preise, als weil die Arbeit so theuer ist; und dieses ist offenbar nur darum der Fall, weil so viele Hände mit den Anschaffungen und Besorgungen eitler Ueberflüssigkeiten beschäftigt werden. Ja, wie häufig geschiehet es nicht, daß jene Erfinder und Besorger der menschlichen Thorheiten, wenn sie um Geld verlegen sind, dem Publikum eine neue Mode anheften, die, ihrem Vorgehen nach, mehr als eine andere auf Bequemlichkeit und Putz berechnet ist, und welche oft schon dann eingeführt werden muß, wenn die vorigen Sachen kaum zur Hälfte verbraucht sind, die hernach weggegeben oder mit neuen Kosten nach der neuesten Mode zugestutzt werden müssen. O! der verschwenderischen, und doch so allgemein üblichen Thorheit!
§. 10. Hier erwarte ich einer der scheinbarsten Einwendungen zu begegnen, welche die Vertheidiger dieser Dinge gewöhnlich vorbringen, wenn sie sich in die Enge getrieben sehen. Sie sagen nämlich: Wovon sollen denn die vielen Familien leben, die ihren Unterhalt in der Besorgung der Moden, Gebräuche und Ergötzungen der Welt finden, gegen welche ihr so ernstlich eure Stimme erhebt? Ich erwiedere: es ist ein schlechter Behelf, wenn man etwas Böses, sei es auch noch so gering, darum vertheidigt, weil ein guter Zweck dadurch erreicht wird. Findet
Wilhelm Penn: Ohne Kreuz keine Krone. Georg Uslar, Pyrmont 1826, Seite 338. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Penn_Ohne_Kreuz_keine_Krone.djvu/346&oldid=- (Version vom 1.8.2018)