ist.[1] Daher bestehen auch ihre Religionsübungen bloß in einer leeren kraftlosen Wiederhohlung auswendig gelernter Worte. Denn wenn sie einen Schatz im Himmel hätten, so würde auch ihr Herz daselbst seyn, und sich mit dem Gegenstande ihrer größten Freude und Anhänglichkeit beständig beschäftigen. Und ich nehme keinen Anstand, gerade heraus zu erklären, daß diejenigen Menschen, denen dieses eine Last ist, und welche daher Erhohlungen in Schauspielen, Bällen, Spielpartien und andern Zeitvertreiben suchen, weder jemals die Freundlichkeit Gottes und seiner heiligen Wahrheit geschmecket haben, noch die Fähigkeit besitzen, dieselbe in einer künftigen Welt zu genießen. Denn, wie wäre es möglich, daß sie während einer ganzen Ewigkeit wahren Genuß und Befriedigung für ihren Geist in einem Gegenstande finden sollten, der ihnen in dem kurzen Zeitraume von dreißig oder vierzig Jahren schon so langweilig und unerträglich geworden ist, daß sie, um sich zu erhohlen, ihre Zuflucht zu den geringfügigen Tändeleien und Zeitvertreiben dieser vergänglichen Welt nehmen müssen. Wahrlich! Diejenigen, welche glauben; „daß sie einst von jedem unnützen Worte Rechenschaft geben müssen,“[2] dürfen keine Belustigungen aufsuchen, um muthwillig eine Zeit zu vertreiben, die sie mit allem Fleiße zu erkaufen angewiesen sind. O! wenn die Menschen bedächten, daß sie nichts Geringeres zu thun haben, als „ihren Beruf und ihre Erwählung fest zu machen;“[3] so würden sie weniger bemühet seyn, immer neue Erhohlungen für ihre leeren Seelen zu erfinden, und ihnen Tage, Monate
Wilhelm Penn: Ohne Kreuz keine Krone. Georg Uslar, Pyrmont 1826, Seite 302. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Penn_Ohne_Kreuz_keine_Krone.djvu/310&oldid=- (Version vom 1.8.2018)