habsüchtige Benehmen der vormaligen falschen Propheten beklagt, wenn er z. B. durch Jesaias sagt: „das Volk zähle sein Geld für Etwas dar, das kein Brod sei, und wende seine Arbeit an das, wovon es nicht satt werden könne.“[1] Und was war die Ursache davon? – „Die Hirten hatten keinen Verstand, ein Jeder sah auf seinen Weg, und geizte für sich in seinem Stande,“[2] und „die Priester und Propheten hatten keine wahre Gesichte,“[3] welche auch heutiges Tages nur zu Viele verachten.
§. 10. Aber ach! wie viel Thorheit und Mangel an Religion verräth nicht endlich der Mensch, der von sich selbst eingenommen oder auf irgend Etwas, das er besitzt, stolz ist? Kann er doch mit allen seinen hohen Gedanken seine Gestalt nicht um einen Zoll vergrößern! Welche Widerwärtigkeiten kann sein stolzer Sinn abwenden? Welchem Unfalle kann er abhelfen, welchem Uebel vorbeugen? Er ist nicht vermögend, nur vor einem der Schläge zu schützen, denen alle Menschen ohne Ausnahme ausgesetzt sind. Eine Krankheit entstellt, Schmerz und Leiden verändern die Züge, und der Tod zerstört den ganzen schönen Körperbau auch des Stolzesten unter den Sterblichen. Ein kleiner Haufen kalter Erde schließt nun den Leichnam des Mannes ein, dessen hochfahrende Gedanken keine Grenzen kannten. Seine zarte Person, der – vielleicht noch vor Kurzem – kein Ort und keine Gesellschaft gut genug war, muß sich jetzt in dem engen Raume einer kleinen finstern Höhle behelfen und sich die Gesellschaft der geringsten Geschöpfe gefallen
Wilhelm Penn: Ohne Kreuz keine Krone. Georg Uslar, Pyrmont 1826, Seite 236. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Penn_Ohne_Kreuz_keine_Krone.djvu/244&oldid=- (Version vom 1.8.2018)