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Seite:Otto Herodes.djvu/063

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Außer in Jerusalem hat H. noch bei Jericho eine besonders große Anzahl von Luxusbauten geschaffen, einen Palast mit großen Garten- und Teichanlagen, ein Theater und ein Amphitheater, eine ganze kleine Ortschaft neben der alten Stadt (Joseph. bell. Iud. I 407. 437. 666; ant. Iud. XV 54. XVII 161. 194. Strab. XVI 763. Bezüglich des Hippodromos in Jericho [bell. Iud. I 659; ant. Iud. XVII 175 u. ö.] s. Marx a. a. O., der mit Recht auf den Zusatz καλούμενος im bellum verweist und es daher richtig mit den Parkanlagen in Jericho in Verbindung bringt. Neuerdings vorgenommene Versuchsgrabungen lassen auch jetzt noch die Großartigkeit der Anlagen erkennen, s. Thiersch a. a. O. 49). Schlösser hat sich der König außer den genannten noch allenthalben in seinem Reiche errichtet: in Masada schon in den 30er Jahren, (s. vorher und bell. Iud. VII 289), in Machairus (bell. Iud. VII 175), in Kaisareia (acta apost. XXIII 35), in Sepphoris in Galiläa (ant. Iud. XVII 271), in Bethramphtha in Peräa (bell. Iud. II 59; ant. Iud. XVII 277) und außerhalb der Reichsgrenzen in Askalon (ant. Iud. XVII 321). S. auch die allgemeinen Angaben bei Joseph. ant. Iud. XVII 74. Über die Bauten des Königs vgl. auch heute noch Hirt Abh. Akad. Berl. 1816/7 phil.-hist. Kl. 1ff.

Die Pracht all dieser Bauwerke, der Glanz der von dem Könige gefeierten Spiele, die bedeutende [RE:82] Stellung, die er sich durch seine Freigebigkeit im griechischen Osten zu bereiten verstanden hatte, das besondere Ansehen, in dem er bei den römischen Herren stand, schon dies würde genügen, um von dem äußeren Glanze des herodianischen Regiments als einer unbestreitbaren Tatsache sprechen zu dürfen. Es läßt sich aber noch Verschiedenes anführen, was diesen Eindruck verstärkt. So schon das wenige, was wir von der Hofhaltung des Königs erfahren, die darnach ganz den Zuschnitt der großen hellenistischen Fürstenhöfe gehabt haben muß. So sind bei seinem Leichenbegängnisse allein 500 seiner οἰκέται und ἀπελεύθεροι zugegen gewesen (bell. Iud. I 673; ant. Iud. XVII 199). Zu den Hofbediensteten haben nicht nur Sklaven, sondern auch Freie gehört (bell. Iud. I 584; ant. Iud. XVII 64). Ferner scheinen Eunuchen, wie an jedem orientalischen Hofe, unter ihnen zahlreich vertreten gewesen zu sein (s. bell. Iud. I 511). Sie haben sowohl bei den königlichen Frauen, (ant. Iud. XV 226), als auch beim König selbst in hohem Ansehen gestanden (s. auch ant. Iud. XVII 44f.); so sind sie von diesem z. B. zu den Ämtern des οἰνοχόος, eines δειπνοφόρος und des ὁ ἐπὶ τοῦ κοιτῶνος verwandt worden (bell. Iud. I 488; ant. Iud. XVI 230; vgl. XV 223 und act. Apost. XII 20). Wir hören dann ebensowohl von οἱ ἐπὶ θύραις (ant. Iud. XVII 90) und den Hofbarbieren (κουρεῖς τοῦ βασιλέως bezw. ἐκ τῆς αὐλῆς: bell. Iud. I 547; ant. Iud. XVI 387), als von dem ἀρχικυνηγός des Königs (ant. Iud. XVI 316; s. hierzu auch bell. Iud. I 429).

Die jüdischen Prinzen haben ebenso wie die Ptolemäer und [RE:83] Seleukiden ihre eigenen Erziehungsgouverneure [86] ἐν ταῖς τροφαῖς καὶ ἐν τῇ παιδείᾳ s. ant. Iud. XVI 243; vgl. über den Begriff des ,τροφεύςPerdrizet Ann. du service des antiq. de l’Égypte IX 243ff.) und ihre σύντροφοι, junge Adlige, die mit ihnen zusammen erzogen wurden, besessen (act. apost. XIII 1 wird uns ein σύντροφος des Herodes Antipas genannt; über diese Bezeichnung – nicht bloßer Ehrentitel – s. Corradi Rev. fil. class. XXXIX 504ff. Beachte auch bell. Iud. I 576). Ferner begegnet uns auch am Hofe des H. ebenso wie an allen hellenistischen Höfen die Institution der Hofrangklassen. Mit Sicherheit lassen sich unter den οἱ περὶ τὴν αὐλήν (ant. Iud. XVI 183) συγγενεῖς und φίλοι[1], vielleicht auch


  1. Der titulare Charakter der Bezeichnungen συγγενεῖς und φίλοι tritt uns ganz besonders deutlich bell. Iud. I 460 entgegen, wo H. sich die Zuweisung von συγγενεῖς καὶ φίλοι an seine Söhne, denen er einen Hofstaat errichtet (s. § 465), vorbehält. Vgl. ferner z. B. die Parallelstellen bell. Iud. I 537 und ant. Iud. XVI 357, wo die ἴδιοι συγγενεῖς der einen Stelle an der andern durch φιλίᾳ τε καὶ ἀξιώματι ἐπιφανεῖς umschrieben werden. S. dann die Parallelstellen bell. Iud. I 491 und ant. Iud. XVI 234, wo θεραπεία τῶν δυνατῶν (vgl. im folg.) und φίλοι einander gleichgesetzt werden. Weiterhin: bell. Iud. I 538 und ant. Iud. XVII 93, wo das einemal Pheroras und Salome, das anderemal Salome neben den φίλοι und συγγενεῖς genannt werden; bell. Iud. I 494f. (vgl. auch bell. Iud. I 658; ant. Iud. XVI 243. 246. XVII 198), wo sowohl φίλοι als συγγενεῖς als bestimmte geschlossene Gruppen erscheinen (§ 495: στῖφος und συντάγματα der συγγενεῖς, vgl. hierzu Polyb. XXXI 3, 7: φίλων σύνταγμα); bell. Iud. I 535 (Ὄλυμπος τῶν φίλων [Genitiv!]; s. auch ant. Iud. XVII 219; vgl. ferner bell. Iud. I 592 mit ant. Iud. XVII 70, wo τίς τῶν ἑταίρων und εἶς τῶν φίλων sich entsprechen; ebenso sind ptolemäische und seleukidische Beamte betitelt, Polvb. XXX 11, 1. 25, 16). Sehr charakteristisch sind schließlich all die Stellen, wo H. die φίλοι oder die φίλοι καὶ συγγενεῖς zur Beratung heranzieht, eine σύλλογος oder ein συνέδριον aus ihnen beruft; s. ant. Iud. XV 31ff. 98ff.; bell. Iud. I 556 (ant. Iud. XVII 13). 571 (ant. Iud. XVII 46). 620 (ant. Iud. XVII 93); Nikol. Damasc. frg. 5 (FHG III 353). S. auch im folgenden die Angaben über die συγγενεῖς und φίλοι der H.-Söhne und des Pheroras. Es sei noch bemerkt, daß Josephus an zwei Stellen, wo er unbedingt von Blutsverwandten des Königs spricht, nicht den Ausdruck συγγενεῖς, sondern οἰκεῖοι gebraucht hat (bell. Iud. I 419; ant. Iud. XVI 159); s. auch bell. Iud. I 473, wo die königlichen Verwandten als οἱ ἀδελφοί τοῦ βασιλέως καὶ πᾶσα ἡ γενεά bezeichnet werden. Selbstverständlich können und werden zu den συγγενεῖς sehr viele wirkliche Verwandte des Königs gehört haben; es werden ferner auch mitunter nur sie bei der Erwähnung der συγγενεῖς gemeint sein, nur darf man das Verwandtschaftsprinzip bei dem Gebrauch des Wortes συγγενεῖς nicht allein in Betracht ziehen und daraufhin so gar allgemeine Schlüsse über das Hervortreten des einheimischen idumäischen Elementes aufbauen, wie dies z. B. Wellhausen 327 getan hat.
Empfohlene Zitierweise:
Walter Otto: Herodes. Beiträge zur Geschichte des letzten jüdischen Königshauses. Metzler, Stuttgart 1913, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Otto_Herodes.djvu/063&oldid=- (Version vom 4.11.2022)