So viel Tage mussten sie (nach Tabelle I.) in den parabolischen Bahnen verwenden.
§. 76. Diese Kometen waren nicht zwei, sondern machten nur Einen aus, und es wird genauer dargethan, in welcher Bahn und mit welcher Geschwindigkeit er durch den Himmel gewandert ist.
Uebrigens wird es durch das Zusammenfallen der Perihele und die Uebereinstimmung der Geschwindigkeiten wahrscheinlich, dass diese Kometen, welche ich als zwei betrachtet habe, nicht zwei, sondern nur Ein und derselbe Komet waren. Dem Gesetze nach wird die Bahn desselben eine Parabel, oder ein nur wenig von der Parabel abweichender Kegelschnitt sein, und in ihrem Scheitelpuncte nahe die Oberfläche der Sonne berühren. Aus Tabelle II. ergiebt sich nämlich der Abstand des Kometen von der Erde am 10. November = 360[1], am 4. Januar eben so gross. Hieraus und aus seinen Längen und Breiten schliesst man, dass der gegenseitige Abstand der Oerter, in denen er sich damals befand, ungefähr = 280 war.
Die Hälfte hiervon = 140 ist eine Ordinate der Kometenbahn, welche von der Axe einen, dem Radius der grossen Bahn oder 1000 ungefähr gleichen Theil abschneidet. Dividirt man das Quadrat der Ordinate 140 durch die Abscisse 1000, so findet man den Parameter = 19,6, oder in runder Zahl 20, deren vierter Theil = 5 der Abstand des Scheitels vom Mittelpunkte der Sonne ist. Dem Abstande 5 entspricht in Tab. I. die Zeit 27d 16h 7m. In dieser Zeit wird also der Komet in der parabolischen Bahn den Weg von seinem Perihel bis zu der, mit dem Radius der grossen Bahn beschriebenen, Kugel zurücklegen und die doppelte Zeit, oder 55d 8¼h wird zu seiner ganzen Bewegung innerhalb der grossen Bahn erfordert. So verhält sich die Sache wirklich.[2] Vom 10. November 6 Uhr Morgens, wo der Komet in diese Bahn eintrat, bis zum 4. Januar 10 Uhr Abends, wo er heraustrat, sind 55d 16h; der Unterschied von 7¾h ist bei dieser rohen Rechnung zu vernachlässigen und kann vielleicht aus der, in der Ellipse etwas langsamer erfolgten, Bewegung entspringen. Zwischen dem Ein- und Austritt fällt die Mitte auf den 8. December 2 Uhr Morgens. Um diese Zeit also musste sich der Komet im Perihel befinden. Wirklich sah Halley an eben diesem Tage, kurz vor Sonnenaufgang, einen sehr kurzen, breiten und höchst glänzenden Schweif, welcher perpendikulär vom Horizont emporstieg, wie wir bereits gesagt haben. Aus der Lage dieses Schweifes schliesst man, dass der Komet bereits durch die Ekliptik gegangen war und nördliche Breite hatte; er war also bereits bei seinem Perihel, welches auf der anderen Seite der Ekliptik lag, vorüber, hatte jedoch noch nicht den Meridian der Sonne erreicht. Der damals zwischen dem Perihel und der Conjunction mit der Sonne befindliche Komet war also wenige Stunden vorher in dem ersteren gewesen. So nahe bei der Sonne musste er sich nämlich sehr, schnell bewegen, und in einzelnen Stunden scheinbar fast halbe Grade zurücklegen.
- ↑ [664] No. 364. S. 569. Nach §. 75. war am 10. Nov. die scheinbare tägliche Bewegung des Kometen = 4⅔°, welcher nach der vierten Columne der Tab. II. der Abstand 347 + · 69 = 360 entspricht.
- ↑ [664]
No. 365. S. 559. Zur Veranschaulichung dieser Stelle im Text sei die Parabel der Bahn dargestellt mit den drei Oertern vom 10. Nov., [665] 8. Dec. und 4 Jan., und dem Punkte S, wo die Sonne sich im Brennpunkte befindet. Die Zeit 27d 16h 4m ist nach Tab. I. 27 16 7, der Unterschied nicht von Belang.
Isaac Newton: Mathematische Principien der Naturlehre. Robert Oppenheim, Berlin 1872, Seite 569. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NewtonPrincipien.djvu/577&oldid=- (Version vom 1.8.2018)