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Seite:NewtonPrincipien.djvu/550

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Inseln um die siebente und im Hafen St. Augustin in Florida um die 7½te Mondstande. Die Fluth pflanzt sich daher über den Ocean langsamer fort, als nach Verhältniss der Bewegung des Mondes. Diese Verzögerung ist aber sehr nothwendig, damit das Meer zu derselben Zeit zwischen Brasilien und Neu-Frankreich sinke, und bei den Glücklichen Inseln und an den Küsten von Europa und Afrika steige; und umgekehrt. Das Meer kann nämlich nicht an dem einen Orte steigen, ohne an dem andern zu sinken. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass sich auch das Stille Meer nach dem oben beschriebenen Gesetze bewege. Die höchsten Fluthen sollen nämlich an den Küsten von Chili und Peru um die dritte Morgenstunde eintreten, mit welcher Geschwindigkeit sie sich aber von hier nach der Ostküste von Japan und den Philippinen, wie auch nach den übrigen bei China liegenden Inseln fortpflanzen, habe ich bis jetzt nicht gefunden.

§. 45. Aus den Hindernissen des Bettes und der Küsten entspringen verschiedene Erscheinungen, wie diejenige, dass das Meer nur einmal an einzelnen Tagen fluthet.

Es kann sich ferner ereignen, dass die Fluth sich vom Meere aus durch verschiedene Meerengen nach demselben Hafen fortpflanzt, und schneller durch die eine als durch die andere gelangt. In diesem Falle kann dieselbe Fluth, welche sich in zwei oder mehrere, nach einander ankommende zertheilt hat, durch Zusammensetzung neue verschiedenartige Bewegungen bilden. Denken wir uns die Fluth in zwei gleich grosse zertheilt, deren erste der zweiten um 6 Stunden vorangeht und auf die 3. oder 27. Stunde nach der Culmination des Mondes im Hafen eintrifft. Wenn der Mond sich bei dieser Culmination im Aequator befand, so treffen alle 6 Standen gleiche Zuflüsse ein, welche auf die wechselseitigen Abflüsse treffen, diese jenen gleich machen und so bewirken, dass das Wasser an diesem Tage ruhig und stillsteht. Wenn der Mond sich vom Aequator entfernt, so werden die Fluthen im Ocean wechselweise grosser und kleiner, wie wir oben angeführt haben und von da pflanzen sich wechselweise zwei grössere und zwei kleinere Fluthen nach diesem Hafen fort. Die beiden grössten Fluthen bilden in ihrer Mitte die grösste Wasserhöhe, die grössere und kleinere Fluth vereint bewirken, dass das Wasser in der Mitte zwischen beiden die mittlere Höhe erreicht, zwischen den beiden kleinsten Fluthen wird das Wasser zur kleinsten Höhe ansteigen. So gelangt das Wasser innerhalb 24 Stunden nicht wie gewöhnlich zweimal, sondern nur einmal zur grössten und einmal zur kleinsten Höhe. Die grösste Höhe trifft, wenn der Mond nach dem über dem Horizont befindlichen Pole hin abweicht, auf die 6. oder 13.[1] Stunde nach der Culmination des Mondes; ändert der Mond seine Abweichung, so geht die Fluth in Ebbe über. Ein Beispiel von allem diesen haben wir in dem Hafen des Königreiches Tunquin bei Batsham in 20° 50' nördlicher Breite. Hier steht das Wasser an dem Tage, nachdem der Mond sich im Aequator befunden hat, still,


  1. [660] Ko. 348. S. 512. Vermuthlich muss hier 18. statt 13. gelesen werden.
Empfohlene Zitierweise:
Isaac Newton: Mathematische Principien der Naturlehre. Robert Oppenheim, Berlin 1872, Seite 542. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NewtonPrincipien.djvu/550&oldid=- (Version vom 1.8.2018)