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Seite:Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften Gemäldeausstellung Dresden 1781.djvu/7

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selbst lehnt sich an die Bildsäule des Hymen, der, einem Schmetterling mit treuer Fackel die Flügel verbrennend, gebildet ist. In der Ferne steigen auf einem sanften Morgenduft die Huldgöttinnen, welche den Amor im Triumph tragen, herab. Zur Seite sind Felsen und ein murmelnder Wasserfall, und im Vorgrunde quillt ein klares Wasser, in dem die Figuren wiederscheinen. – Der todte Vogel in der Hand des Mädchens gab bey dem ersten Anblicke zu einigem Misverständnisse Anlaß. Man glaubte der Meister habe jener treflichen Episode aus Geßners Tode Abels sich erinnert.

Doch dieser Vermuthung schienen weder die schöne Bekleidung der Hauptfiguren, noch die Grazien im Hintergrunde zu entsprechen. – Die übrigen Misverständnisse, wenn es ja noch welche gab, hätte der Dichter zu vertreten, und das würde er, ein Mann von seinen Fähigkeiten und schriftstellerischen Verdiensten, gewiß. –

Der Ausdruck in den Köpfen dieses Gemäldes ist edel und angemessen; das ganze Bild dichterisch und voll malerischen Geistes angelegt, das Kolorit duftend, die Gewänder gut geworfen, und die Abweichung des Lichtes gegen den Schatten sanft und gleichwohl von großer Wirkung. –

Mit diesem Erfolg von einer fast entgegengesetzten Gattung der Malerey zur andern übergehn, wie Schenau seit einigen Jahren that, möchte schwerlich Vielen in gleichem Grade gelingen, und setzt ganz gewiß nur seine seltnen Fähigkeiten mit

Empfohlene Zitierweise:
Unbekannt: Ueber die Dresdner Gemäldeausstellung vom Jahres 1781. Dyckische Buchhandlung, Leipzig 1781, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neue_Bibliothek_der_sch%C3%B6nen_Wissenschaften_Gem%C3%A4ldeausstellung_Dresden_1781.djvu/7&oldid=- (Version vom 21.12.2024)