die römische Ordnung, wohl berechnet, herum lief; das Schiff erhob sich im Mittel durch eine Attique, und der Thurm, der bis an die Spitze zweihundert und zwanzig Fuß hoch war, bestund über den römischen noch aus dreymal übereinander gestellten korinthischen Säulen, über welchen zu oberst noch eine Laterne und Spille war. Ich habe mit Fleiß untersucht, ob nicht bey dieser Uebereinanderstellung, zumal gekuppelter Säulen, Fehler der Verjüngung oder Verkröpfung der Sparrenköpfe vorgefallen wären; allein ich habe alles nicht nur regelmäßig, sondern den ganzen Thurm, der von der Attique des Schiffs absteht, wohlverhaltend und pyramidalisch bis auf die obere Spitze gefunden, die zu schwach war, und etwas Widriges in ihrer Anschweifung hatte. Wenn ich aber bedenke, wie wenig schöne Thürme wir erbauet finden: wenn ich erwäge, daß so gar die Franzosen, nichts Schönes darinnen aufweisen können; so ist es immer viel von einem jungen Menschen, daß er diesen erfunden hat.
Was mich aber noch mehr vergnügt ist die Beeiferung der jungen Künstler. Der junge Kamsetzer, ein Mensch von 15 Jahren und voller Hoffnung, hatte eine Kirche mit zween Thürmen ausgestellet, die nicht weniger regelmäßig, als Herr Wilmsens war. Sie bestehet aus einem Unterbaue, vom bäuerischen Werke, über welches eine ionische Ordnung die Höhe der ganzen Kirche ausmacht. Die beyden Thürme stehen an der Seite übereck, und sind durch zweymal über einander
Unbekannt: Schreiben an den Herausgeber der N. B. der schönen Künste und Wissenschaften, die Gemälde-Ausstellung in Dresden vom vorigen Jahre (1768) am 5ten März betreffend
Schreiben über die Ausstellung der Dresdner Architectur-Akademie in den Jahren 1768 und 1769. Dyckische Buchhandlung, Leipzig 1769, Seite 338. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neue_Bibliothek_der_sch%C3%B6nen_Wissenschaften_Akademieausstellungen_Dresden_1768_1769.djvu/27&oldid=- (Version vom 19.10.2024)