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Seite:Meyers b5 s0306.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 5

(das. 1856); Derselbe, Verzeichnis der auf dem Gebiet der altnordischen Sprache und Litteratur erschienenen Schriften (das. 1880); Gudbr. Vigfusson, Prolegomena zur „Sturlunga saga“ (Oxf. 1878).

Eddelak, Dorf in der preuß. Provinz Schleswig-Holstein, Kreis Süderdithmarschen, an der Eisenbahn Elmshorn-Heide, mit Amtsgericht, evang. Kirche und 150 Einw.

Eddystone (spr. éddistōn), Felsenriff im Englischen Kanal, 20 km südlich von Plymouth, ehemals mit dem von Smeaton 1756–59 erbauten Leuchtturm, der, von den Wellen unterwühlt, einzustürzen drohte und abgerissen wurde, an dessen Stelle aber (1880) ein noch stattlicherer neuer Bau von J. N. Douglas getreten ist, 42 m hoch und 27 km weit sichtbar.

Ede, bibe, lude (post mortem nulla voluptas), lat., iß, trink, spiele (nach dem Tod gibt’s kein Vergnügen mehr), Wahlspruch der Epikureer.

Edel, überhaupt alles, was sich innerhalb seiner Gattung über das Gewöhnliche erlebt, im Gegensatz zum Niedrigen, das unter dieses herabsinkt. Der Diamant, der als Stein, der Tokayer, der als Wein, die Pfirsich, die als Frucht, das englische Vollblut, das als Pferd, der Mensch, der als Mensch sich vor seinesgleichen auszeichnet, werden e. genannt. Wird bei dem letztern nur auf dessen physische Seite Rücksicht genommen (Reinheit der Rasse, des Bluts, der Abstammung), so kommt der Edelmensch (Geburtsadel, Edelmann), wird dagegen die geistige Seite in Betracht gezogen, der edle Mensch (Geistesadel) zum Vorschein. Je nach den drei geistigen Hauptthätigkeiten des Menschen kann sich dieser als Genieadel, welcher im Denken, Seelenadel, welcher im Fühlen, Charakteradel, welcher im Wollen vor seinesgleichen hervorragt, äußern. Als Ausdruck desselben in Worten, Wesen und Werken nehmen auch diese (ebenso Mienen und Gesichtszüge, litterarische, künstlerische und sittliche Hervorbringungen, Bücher, Kunstwerke und Thaten) Stempel und Namen des Edlen an, können Sprache, Haltung und Stil, letzterer sowohl in der redenden und tönenden als in der bildenden (mimischen, malenden, plastischen und architektonischen) Kunst, e. genannt werden. Gesicht und Gehör, welche vor den übrigen Sinnen der Menschen dadurch sich hervorthun, daß ihre Empfindungen eines höhern Grades qualitativer Deutlichkeit und Unterscheidbarkeit fähig sind, führen darum die Bezeichnung: edle Sinne.

Edelfäule, s. Wein.

Edelfische, s. v. w. Physostomen, Unterordnung der Knochenfische.

Edelinck, Gerard, niederländ. Kupferstecher, geb. 1649 zu Antwerpen, lernte zuerst daselbst bei C. Galle und begab sich 1665 nach Paris, wo er sich bei Fr. de Poilly weiterbildete. Ludwig XIV. wußte sein Talent zu würdigen und gab ihm eine Wohnung in der Gobelinsmanufaktur. E. starb 1707 in Paris. Er vereinigte die niederländische Kupferstichmanier mit der französischen und trug wesentlich zur Weiterentwickelung seiner Kunst bei. Sein Vortrag ist klar und sauber, dabei eingehend, ohne jedoch ins Kleinliche zu verfallen. Man kann aus der Zahl seiner Blätter (über 420) seinen großen Fleiß ersehen, und es findet sich darunter kaum etwas Mittelmäßiges, wenn man noch in Betracht zieht, daß ihm die Ausführung geschmackloser Vorlagen, z. B. von allegorischen Thesen, übertragen wurde. Porträte und historische Bilder wußte er mit gleicher Vollendung wiederzugeben. – Sein Bruder und Schüler Johann E., geb. 1630 zu Antwerpen, und sein Sohn und Schüler Nicolas, geboren um 1680 zu Paris, gest. 1768 daselbst, erreichten, obwohl tüchtige Stecher, Gerard nicht.

Edeling, altd. Wort für Edelmann: ein Angehöriger des hohen Adels, aus dessen Kreisen bei den Angelsachsen, Franken etc. die Fürsten gewählt wurden. Vgl. Adel.

Edelkoralle (Corallium rubrum Lam.), Korallpolyp aus der Familie der Rindenkorallen (Gorgoniden), bildet Stämmchen bis zur Höhe eines Meters und besitzt eine rote Kalkachse, welche zu Schmucksachen verarbeitet wird. Im Leben ist diese Achse oder das Skelett von einer weichen Masse überzogen, die nichts andres als den gemeinschaftlichen Boden für eine Unzahl von Polypen darstellt, welche hier zu einer Kolonie vereinigt sind (vgl. Korallpolypen). Die E. findet sich im Mittelmeer und im Adriatischen Meer bis oberhalb Sebenico und wird besonders an den Küsten von Italien, Algerien, Tunis und Tripolis auf Bänken in einer Tiefe zwischen 40 und 100 Faden gefischt. Man verwendet dabei Schleppnetze oder ein Kreuz aus schweren Balken, reißt mit demselben die Korallen vom Boden los und läßt sie sich in den am Balken befestigten Quasten verwickeln. Die Korallenfischerei wird namentlich von Italienern betrieben; jährlich sind ungefähr 500 Fahrzeuge und 4200 Mann beschäftigt, die 56–160,000 kg Korallen im Wert von etwa 4–7 Mill. Mk. liefern sollen. Die Hauptfundstätten sind für Italien die Küsten Sardiniens und Siziliens. An den Küsten von Algerien, Tunis und Tripolis ist die Ausbeute 10–40,000 kg. Spanische Korallenfischer gewinnen bei den Balearen und den Inseln des Grünen Vorgebirges 12,000 kg. Die Araber gewinnen im Roten Meer eine schwarze Koralle von geringem Werte. Der Gesamtertrag der Korallenfischerei im Mittelmeer, nach verschiedenen Schätzungen auf 78–200,000 kg jährlich angegeben, wird bis auf einen geringen Teil nach Italien gebracht und namentlich in Torre del Greco und bei Genua auf Schmucksachen verarbeitet. Die feinste Ware (das Kilogramm 400–500 Fr.) ist eine sehr zarte, blaßrot gefärbte Koralle; die dunklern Sorten gelten nur 45–70 Fr. Die Bearbeitung der E. geschieht mittels des Grabstichels und ergibt viel Abfall, der häufig zu Perlen zusammengekittet in den Handel kommt. Auch wissen die Händler die kleinen Schäden in den Schmucksachen geschickt zu verdecken. S. Tafel „Korallen“. Vgl. Lacaze-Duthiers, Histoire naturelle du corail (Par. 1863); Cavelier du Cuverville, La pèche du corail sur les côtes de l’Algérie (Nancy 1874); Simmonds, The commercial products of the sea (Lond. 1879).

Edelmann, Johann Christian, bekannter Freidenker, geb. 1698 zu Weißenfels, studierte in Jena Theologie, hielt sich 1735 einige Zeit bei dem Grafen von Zinzendorf auf und ging 1736 nach Berleburg, wo er an J. Fr. Haugs Bibelübersetzung teilnahm. Er kann als der erste ausgesprochene Gegner des positiven Christentums in Deutschland bezeichnet werden, wenn auch seine zahlreichen Schriften: „Unschuldige Wahrheiten“ (15 Stücke, Bückeb. 1735 bis 1743), „Christus und Belial“ (1741), „Die Göttlichkeit der Vernunft“ (1742), „Die Begierde nach der vernünftigen, lautern Milch der Wahrheit“ (1744) u. a., die seiner Zeit eine Flut von Gegenschriften hervorriefen, bald vergessen waren. Er selbst wanderte, ein langbärtiger Apostel, in Norddeutschland umher, wurde vielfach verfolgt und vertrieben und erhielt endlich unter der Bedingung, nichts mehr zu

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 5. Bibliographisches Institut, Leipzig 1886, Seite 306. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b5_s0306.jpg&oldid=- (Version vom 23.12.2024)