Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Vierter Band | |
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füllten drei Wochen lang alle Sklavenmärkte des Reichs. Die Hälfte der Bevölkerung ging unter in den Mordstürmen dieser schreckenvollen Zeit, und viele edle Griechengeschlechter erloschen für immer.
Neben der hohen Cypresse, rechts, ragt mit majestätischer Kuppel und schlanken Minarets über dichte Häusermassen eine Moschee: Sulimanieh ist’s, die gepriesene, nach St. Sophia die schönste der Hauptstadt. Weiter rechts, den Fanar überschauend, thürmt sich eine zweite auf: – ein rechtes Siegesdenkmal des Halbmonds über das christliche Kreuz. Mahomed der Zweite erbaute sie auf der Stelle, welche einer der ehrwürdigsten christlichen Tempel einnahm: die Kirche nämlich der zwölf Apostel. In derselben befanden sich die Begräbnißstätten der byzantinischen Kaiser. Die rohe Hand der Türken streute die Asche der Gesalbten in alle Winde, und in der nämlichen Gruft, welche die Gebeine des ersten Constantins einschloß, schläft jetzt der Eroberer von Constantins Stadt. –
Die Minarets, die sich zuäußerst am linken Rand des Bildes kenntlich machen, gehören Moscheen, theils auch der älteren Wohnung des Sultans an. Letztere ist gegenwärtig Kaserne. Noch eine gute halbe Stunde weiter dehnt sich in dieser Richtung die Häusermasse aus, und den imposanten Schluß bildet das Serail selbst, mit seinen Cypressenhainen, hohen Minarets und golden-schimmernden Kuppeln. Schade, daß die Phantasie des Lesers hier der bildlichen Darstellung zu Hülfe kommen muß.
Würde aber auch der Stahlstich die Ansicht ganz wieder geben, so wäre solche doch immer nur ein Fragment vom großen Ganzen; denn bei einer Totalansicht Constantinopels dürfen Pera, Galata und Terschana diesseits des Hafens, und Scutari auf der asiatischen Seite des Bosphorus nicht fehlen, Vorstädte, von denen jede größer ist, als manche Königsstadt Deutschlands. Eine solche Darstellung aber läßt sich nicht auf so kleinem Raum erwarten.
Im Herzen Deutschlands, zwischen den Wasserscheiden des Mains und der Donau, breitet sich das Frankenland aus, ein Land voll fruchtbarer Ebenen, graßreicher Gründe und gutmüthiger, lebensfroher Menschen. Belebte Straßen ziehen dort nach einem uralten Mittelpunkt des deutschen Handels und Fleißes, einer Wiege deutscher Kunst und Art: vordem einer Republik und immer einer Stadt ohne ihres Gleichen. Florenz ähnlich spricht jeder Platz und jedes Haus von großen Tagen, und noch gegenwärtig umfaßt Nürnbergs Gewerb- und Kunstfleiß die ganze Erde.
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Vierter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam und New York 1837, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_4._Band_1837.djvu/158&oldid=- (Version vom 1.10.2024)