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Seite:Meyers Universum 11. Band 1844.djvu/84

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des alten Roms beträgt. Er ist 153 Fuß hoch bei einer Breite von 158 Fuß und einer Dicke von 69 Fuß. Der Hauptbogen hat 90 Fuß Höhe und 54 Fuß Breite. Die Nebenbögen sind 58 Fuß hoch bei einer Breite von 26 Fuß.

In diesem Werke ist ein großer Gedanke Napoleons verkörpert. Der Kaiser selbst hat auch die Zeichnung zu diesem Ehrendenkmal der französischen Heere entworfen. Sein Bau begann im Jahre 1806. Dreißig Jahre kostete er und 10 Millionen. Die Werkleute an demselben sahen das Kaiserreich stürzen, die Restauration kommen und verschwinden; sie sahen die Vindikation der Volkssouveräinität in den Julitagen und ihr letztes Werklohn zahlte, 1836, der glückliche Erbe Aller, Ludwig Philipp. Glücklich? Millionen Zeugen strafen mich Lügen. Wer sind sie? Die Pflastersteine. Sie machten ihn zum Könige und – haben seinen Erstgebornen zerschmettert.

Als Bauwerk ist der Triumphbogen unbestritten das nobelste der ganzen neuern Zeit. Die Arbeit daran ist so gewaltig, als der Gedanke; sie scheint unzerstörbar. Alles an ihm ist Wahrheit, in dem Werke selbst, wie in seiner Bedeutung: ungeheuere Kriegsthaten, vollständige Siege, entschiedene Feldherrengröße, Welteroberung. Hier ist – ein einziges Bildwerk ausgenommen – kein falscher Aufputz, kein eitles Spiel.

Die vier Mauerflächen zeigen in ihren untern Theilen Gruppen von Bildhauerarbeit im kolossalsten Maßstabe. Jede Gruppe mißt nämlich 36 Fuß Höhe, jede Figur ist 15 Fuß hoch.

Betrachten wir zuerst die Façade rechts des Thorwegs, auf der Seite, die nach den Tuillerien weist. Es ist der Prolog im ungeheuern Drama des Kriegs, welcher die alte Welt zusammen warf, um eine neue zu gestalten. Man sieht den Auszug der begeisterten Schaaren der jungen Republik von 1792 gegen die verbündeten Könige; die plastische Versinnlichung bes berühmten Schlußverses des Marseiller Marsches:

Aux armes citoyens! Formez vos Bataillons;
Marchons! Marchons!

Im Vorgrunde schreitet der Kriegsgenius, den Waffenruf erhebend; ihm folgt ein bejahrter Krieger im Feldherrnkleide, der den Helm schwingt. Ein herrlicher Jüngling hält ihn mit seinen Armen umschlungen und zieht ihn ungestüm vorwärts. Rechts gürtet ein alternder Mann sich mit dem Schwerte und ein Greis, zu schwach, die Waffen zur Schlacht zu tragen, nimmt Abschied von den Forteilenden mit verklärtem, begeistertem Antlitz. Links ist ein Krieger, den Bogen spannend; hinter diesem ein anderer, der sein Panzerhemd anthut und die Trompete faßt; den Hintergrund füllen Krieger zu Roß; die Tricolore aber entfaltet sich über die ganze Gruppe.

Gegenüber, auf der nämlichen Façade, links vom Thorwege, prangt das Basrelief des Triumphs (1810). Es ist die vollständige Siegerglorie Frankreichs. Ihre Personifikation ist nothwendig der Kaiser selbst. Er wird