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Seite:Meyers Universum 11. Band 1844.djvu/83

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wollen, daß sie auf einmal wieder auf die Beine komme. Schon die Gracchen haben es erfahren, und noch in unsern Tagen sahen wir Völker, welche das Blut ihrer treuesten Freunde vergossen.

Triumphbögen hatten ursprünglich den nämlichen Zweck, den sie heute noch haben: sie galten der Verherrlichung der Gewalt, des Kriegsglücks, des Länderraubs. Rom, das große Volk, dessen Geschichtsbücher des Motto der Diebe: „Nimm so viel als du kannst!“ auf dem Titelblatt haben, erfand sie zur Verherrlichung seiner Feldherren, welchen vom Senate, nach erfochtenem Siege, bei ihrer Heimkehr die Ehre eines Triumphzugs zuerkannt wurde. Anfänglich blos dem vorübergehenden Zweck dienend, waren sie, wie die Ehrenpforten, nach welchen man bei besondern Anlässen den Fürsten die Liebe ihrer Unterthanen bemessen läßt, hohle, schlechte Breterbuden, staffirt mit Trophäen, Laub- und Kranzwerk. Oben, auf der Plattform, befanden sich Musikanten und Schreier, welche ex officio den Ausbruch der Volksbegeisterung im rechten, schicklichen Moment zu signalisiren hatten.

Als man später den Triumphbögen eine höhere Bedeutung geben, als man sie zu einem bleibenden Denkmal des Ruhms des Gefeierten und zu einem Geschichtsbuche machen wollte, das der Nachwelt die Erzählung großer Heldenthaten überliefern sollte, ward das Holz durch Stein, der Pappendeckel durch Marmor und Erz verdrängt, und die Künste verschwendeten ihre reichsten Hülfsmittel, sie würdig zu gestalten. Später, als die Zeit der großen Thaten und Eroberungen vorüber gegangen war und in Rom nur der Knechtsinn noch eine Glorie trug, machte sie die Schmeichelei zum Fußgestell der Kaiserbilder.

Der größte Triumphbogen des Alterthums, den wir kennen, ist der des Constantin zu Rom. Er hat 66 Fuß Höhe, 76 Fuß Breite und eine Dicke von 20 Fuß. Der des Septimius Severus ist etwas kleiner. Hadrians Bogen schmückt noch jetzt ein Thor von Athen. Der Bogen des Marius in Orange ist das schönste Denkmal des Alterthums in Frankreich.

Der eitelste, prunksüchtigste unter allen Monarchen der neuern Zeit, Ludwig XIV., errichtete sich in Paris den Triumphbogen der Porte St. Denis zur Apotheose seines Raubzugs an den Rhein. Es ist ein Bauwerk im edelsten Styl, welches an Masse dem größten in Rom nicht nachsteht. Ein anderer, die Porte St. Martin, auf Geheiß desselben Fürsten errichtet, ist dagegen ein Muster des Ungeschmacks. Unter den hyperbolischen Siegergestalten, die seine Wände bedecken, prangt der „große König“ als Herkules mit der Allongeperücke im Vorgrunde. Außer den genannten hatte das alte Paris noch ein drittes Ehrenthor in der Vorstadt St. Antoine. Dasselbe wurde, bei Erweiterung des Bastillenplatzes, weggeräumt.

Vor dem Triumphbogen de l'Etoile tritt alles Gleichartige, sowohl der alten als der jüngern Zeiten, in den Schatten. Man bedenke, daß seine Masse nicht weniger als das Zehnfache des größten Triumphbogens