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Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Elfter Band |
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Im endlosen Raume des Universums weht der Geist der Liebe. Sie wärmt in den Strahlen der Sonne, sie spiegelt sich wieder auf des Mondes Antlitz, sie kleidet die Berge, füllt die Schatzkammern der Erde und schmückt ihre Spalten mit Krystall und Erz. Der rollende Donner verkündigt sie den lechzenden Fluren, das Murmeln der Quelle dem durstigen Wild. Im Sturm, der die Lüfte reinigt, braust sie durch die Wälder, die Jahrzeiten sind ihre Boten und die Nacht, die Ruhe spendende, ist ihre Zeugin. Sie wacht über den Zufall, schirmt gegen tausend Gefahren, lächelt in der Hoffnung und reicht noch im Tode ihre schönsten Gaben: – Wandlung, Unsterblichkeit. Die ganze Schöpfung ist von ihrem Hauche beseelt, und glücklich zu machen alle Wesen ihres endlosen Reichs ist ihr Streben ohne Ende. –
Gottes Liebe erkennen – das ist Alles, was die Menschen zum Erdenglück bedürfen. Hätten alle Menschen diese Erkenntniß, so würden sie alle milder, besser, glücklicher seyn. Sie würden alle einig werden in ihren Zwecken, und in dem einigen Streben nach gleichen Zielen würden sie sich als Kinder einer großen Familie betrachten lernen, deren symbolisches Haupt die Liebe selbst ist, welche im Universum waltet. Brudermörderischer Haß würde keine Stätte mehr finden unter den Völkern, er würde begraben seyn in der Brust der Gewaltigen. –
Warum ist’s nicht so auf der Erde? Sechstausend Jahre hallt nun schon diese Frage wieder, und mit Hohngelächter schreibt die Geschichte ihre Antwort auf Schlachtfeldern und Brandstätten hin.
Auch dieser Bogen spottet der Liebe Gottes und höhnt die Gutmüthigkeit der Menschenfreunde, welche den Riesengang der Welt, den Strom der Ereignisse, nach dem Spruche des weisen Nazareners lenken möchten, der die Friedfertigen am meisten glücklich preist. Die stumpfsinnige Menge, die sich von ihren Treibern und Herren an einander hetzen läßt zu Mord und Raub, lacht sie als Thoren aus und zollt den Denkmälern zur Ehre der Schlächtereien von Millionen mit eben der Stirn Bewunderung, mit der sie immer und überall bereit ist, entschlossenen Menschen, die auf ihr Verderben sinnen, das Recht, sie zu verderben, zuzuerkennen. Wehe Denen, die das ungestüm anders machen, und der Welt, welche man auf den Kopf gestellt hat, behilflich seyn
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Elfter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Philadelphia 1844, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_11._Band_1844.djvu/80&oldid=- (Version vom 2.3.2025)